Ferndiagnose dumpfes Heulen. Differential, Radlager oder?

  • Guten Tag zusammen, nachdem ich hier schon einige Zeit das bin, was man im angelsächsischen Lurker nennt, hier mein erster Post, eine Frage natürlich.

    Mein MPI, etwa 130.000 KM heult bzw. wummert. Es kommt von vorn, nicht eindeutig einer Seite zuzuordnen, eher dumpf als hoch, ein bisschen so, wie die Waschmaschine beim Schleudern. Das Geräusch tritt nicht sofort, sondern erst nach einigen Minuten Fahrt auf (Öl etwas warm?). Es ist geschwindigkeitsabhängig, bleibt beim Auskuppeln und nimmt mit sinkender Geschwindigkeit wieder ab. Fing leise an, ist nun 200 Km später, recht gut hörbar.

    Ferndiagnosen möglich? Differential, Radlager oder etwas anderes?

    1000 Dank für eure Hilfe im voraus.

    Bernd

  • Ab in die Mini-Fachwerkstatt sag ich da nur!

    MFG Olli

    *** Die Signatur ist in Urlaub ***

  • Das klingt teuer.
    Folgendes Ausschlußverfahren und entsprechende Spekulation('intelligentes Raten'):
    --Getriebe und Kraftübertragung ist nicht betroffen, da das Geräusch nach dem Trennen des Kraftschlußes dahin noch da ist.
    (Getriebe und Diff. laufen ohne Last, was eher kein 'Wummern' erzeugt)

    --Fahrwerk scheint auch nicht logisch, da das nicht auf warm werdendes Fett oder, oder reagierte sondern sofort 'da' wäre und sich auch eher beim Lastwechsel (Rechts-Linkslenken) veränderte.

    --Ein 'Wummern' setzt eine relativ große Masse der betroffenen Teile voraus.
    Somit sammelt sich der Verdacht im Bereich Kurbelwelle mit 2/3 Chance auf ein Hauptlagerproblem und 1/3 Chance auf ein sich ablösendes Silent im Bereich Riemenschaibe der Kurbelwelle.

    Im 1. Falle verlangte das einen neuen Teilemotor oder das Schleifen der Kurbelwelle mit neuen Lagern.
    im 2. Falle nur eine neue Riemenscheibe.

    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Danke für die ausführliche Ferndiagnose.

    Was mich (Laie!) auf die Differenzial-Idee brachte, war die Tatsache, dass das Wummern geschwindigkeitsabhängig und motordrehzahlunabhängig ist. Sprich fahre los - nix, Motor etwas warm - Wummern beginnt, kupple aus - Drehzahl fällt, Wummern bleibt bzw. fällt exakt mit der abnehmenden Geschwindigkeit. Motor im Leerlauf hochdrehen macht keine auffälligen Geräusche.

    Gegen Radlager oder Gleichlaufgelenk als Verdächtige sprach für mich das verzögerte Einsetzten des Geräusches.

    Hab am Freitag einen Werkstatt-Termin wollte das Wissen der hier versammelten Experten nutzen um nicht ganz als Doofi dazustehen.

    LG
    Bernd


  • Mein MPI, etwa 130.000 KM heult bzw. wummert. Es kommt von vorn, nicht eindeutig einer Seite zuzuordnen, eher dumpf als hoch, ein bisschen so, wie die Waschmaschine beim Schleudern. Das Geräusch tritt nicht sofort, sondern erst nach einigen Minuten Fahrt auf (Öl etwas warm?). Es ist geschwindigkeitsabhängig, bleibt beim Auskuppeln und nimmt mit sinkender Geschwindigkeit wieder ab. Fing leise an, ist nun 200 Km später, recht gut hörbar.

    Ferndiagnosen möglich? Differential, Radlager oder etwas anderes?

    Ferndiagnose ist ohne Kristallkugel natürlich immer schwierig und eher ein "Fischen im Trüben".

    Für mich hört sich das aber eher nach einem einseitigen oder sogar beidseitigen Radlagerschaden an.
    In dem Fall wird das Lagerfett schon nach kurzer Zeit recht warm/flüssig und das Geräusch wird lauter bzw. tritt erst dann hörbar auf.
    Ein defektes Radlager kann auch ein auf- und abschwellendes Brummen/Heulen (wummern?) erzeugen.

    Ist der MPi evtl. ein "Sportpack" Modell mit 13" Felgen? Da wären die Radlager bei 130.000 km höchst verdächtig :rolleyes:

    Den Motor selbst würde ich eher ausschließen, da ich davon ausgehe, dass du beim Auskuppeln auch den Fuß vom Gaspedal nimmst und die Drehzahl dann auf Leerlauf runter geht, dass Geräusch aber bleibt und nur mit der Geschwindigkeit abnimmt.
    Aber ohne es selbst gehört oder gespürt zu haben äußerst schwierig :rolleyes:

    Das Getriebe/Diff würde ich, wie A. Hohls auch ausschließen, da es ohne Last eher keine bzw. deutlich weniger Geräusche machen würde.

    Die Radlager kann man zumindest schon mal prüfen, ohne sie zu zerlegen. Aber eine 100%ig sichere Aussage bringt nur das Zerlegen, da Schäden in der Regel dann sichtbar sind.

    Auto aufbocken, Vorderrad in 12/6 Uhr Position greifen und kräftig rütteln/kippeln.
    Ist spürbares Spiel vorhanden, jetzt einen "Assistenten" die Bremse treten und halten lassen und wieder rütteln.
    Ist das Spiel weg oder deutlich geringer = Radlager.

    Allerdings muss ein defektes Lager nicht unbedingt spürbares Spiel haben. Es kann auch fest gehen und dann brummt es zuerst, quitscht dann und blockiert irgendwann wenn man einfach weiter "drauf hält" :rolleyes:

    Defekte Radlager unbedingt sofort erneuern, da es sonst schnell teure Folgeschäden nach sich zieht (Achsschenkel, A-Wellengelenk, Antriebsflansch).

    Wenn du selbst noch keine Radlager gewechselt hast, solltest du dir zumindest sachkundige Hilfe inkl. Handbuch holen oder besser gleich in eine Mini-erfahrene Werkstatt gehen.

    Ein Tipp noch: Wenn du dein Profil etwas vollständiger ausfüllst, kann man ggf. auch Tips zu Werkstätten oder Clubs in deiner Gegend geben.
    Evtl. könnte sich das dann auch mal jemand live anhören und eine Diagnose abgeben.

    Gruß, Diddi

  • Auch dir 1000 Dank für die Diagnose.

    Der Wagen war im Januar in einer der zwei mir bekannten Hamburger Mini-Fachwerkstätten und erhielt für (meiner Meinung nach extrem fürstliches Honorar) neue Bremsscheiben, neue überholte Bremssättel, neue Radlager, neue Achszapfen und neue Traggelenke. Ob das alles wirklich in dem Umfang nötig war, lassen wir mal dahingestellt. Zusätzlich sollte ich noch fast 2K berappen, um die Wasserpumpe zu erneuern (funktioniert bis heute) und eine Ölundichtigkeit zu beseitigen (Ausgang Schaltgestänge schwitzt, er macht aber keine Pfützen auf Papa's Auffahrt). Da kam selbst mir (Werkstattrechnungen von Fahrzeugen mit einem Pferd im Wappen gewöhnt) der Gedanke "Holla die Waldfee!"

    Mein jetziger Plan - ich schlage Freitag mal bei der mir bisher unbekannten Hamburger Fachwerkstatt auf um zu hören was es sein könnte. Falls sich die Radlager-Theorie bewahrheitet, muss ich wohl mal mit der mir bereits bekannten Werkstatt reden.

    LG
    Bernd

  • Ich hatte offenbar schlampig gelesen, da mir der Aspekt "Wummern verändert sich exakt paralell zur Rollgeschwindigkeit" nicht bewußt ist/war.

    Es könnte neben der Prüfung wie beschrieben(Wackeln am entlasteten Rad) auch Aufschluß geben, mit dem MINI auf leerer Straße oder auf einem Parlplatz etwas 'links-rechts schlenkernd' zu fahren. Das braucht keine große Amplitude sondern soll nur die Last vom Rad nehmen /auf's Rad legen.
    Wenn es mit der Radlagerung zu tun hat, wird sich das Geräusch verändern.
    Bei trockenem Radlager könnte allerdings auch (wie beschrieben) ein Dröhneffekt auftreten ohne zuvoriges axiales Spiel mit daraus folgendem Schleifgräusch.

    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Auch dir 1000 Dank für die Diagnose.

    Der Wagen war im Januar in einer der zwei mir bekannten Hamburger Mini-Fachwerkstätten und erhielt für (meiner Meinung nach extrem fürstliches Honorar) neue Bremsscheiben, neue überholte Bremssättel, neue Radlager, neue Achszapfen und neue Traggelenke. Ob das alles wirklich in dem Umfang nötig war, lassen wir mal dahingestellt. Zusätzlich sollte ich noch fast 2K berappen, um die Wasserpumpe zu erneuern (funktioniert bis heute) und eine Ölundichtigkeit zu beseitigen (Ausgang Schaltgestänge schwitzt, er macht aber keine Pfützen auf Papa's Auffahrt). Da kam selbst mir (Werkstattrechnungen von Fahrzeugen mit einem Pferd im Wappen gewöhnt) der Gedanke "Holla die Waldfee!"

    Mein jetziger Plan - ich schlage Freitag mal bei der mir bisher unbekannten Hamburger Fachwerkstatt auf um zu hören was es sein könnte. Falls sich die Radlager-Theorie bewahrheitet, muss ich wohl mal mit der mir bereits bekannten Werkstatt reden.

    LG
    Bernd

    Mit den erneuerten "Achszapfen" sind vermutlich die Antriebswellengelenke gemeint, oder?

    Dass diese in Verbindung mit den Radlagern erneuert werden mussten, deutet eigentlich auf einen damaligen kapitalen Radlagerschaden hin.
    Dabei kann natürlich auch noch mehr kaputt gegangen sein, was von der Werkstatt vielleicht "nicht gesehen" wurde.
    Eine Mini-Fachwerkstatt sollte das aber eigentlich wissen und hoffentlich in dem Fall auch geprüft haben. Davon gehe ich zumindest einmal aus.

    Wenn nämlich das damalige (defekte) Radlager samt Lagerschale im Achsschenkel gedreht hat, ist der Lagersitz im Achsschenkel beschädigt und die neue Lagerschale hat keinen festen Sitz mehr. Das fällt bei der "schnellen" Montage dann nicht unbedingt auf.
    Dadurch hat das Kegelrollenlager dann nicht mehr den richtigen Sitz und geht schnell wieder kaputt.
    Genauso kann der Antriebsflansch an der Kontaktfläche zum Kegelrollenlager eingelaufen sein. Dadurch wird das Radlagerpaar nicht mehr korrekt miteinander verspannt und es kann wiederum schnell wieder kaputt gehen.

    Dass die Radlager vor gerade einmal 4 Monaten erneuert wurden, garantiert also nicht dafür, dass sie weitere 130.000 km halten :headshk:

    Wenn du hier ein wenig "stöberst", wirst du sicher einige Threads finden, in denen von solchen Fällen berichtet wird.
    Wo z.B. bei einem "do-it-yourself"-Radlagerwechsel aus Unwissenheit oder Mangel an Mini-Erfahrung, Teile ungeprüft wiederverwendet wurden und der nächste Radlagerschaden nicht lange auf sich warten ließ.

    Dein Plan, die bisher "unbekannte" Werkstatt zuerst einmal aufzusuchen und eine unbeeinflusste Diagnose abzugeben ist gut.
    Sollte wieder ein Radlagerschaden vorliegen, würde ich erst einmal mit der damaligen Werkstatt Kontakt aufnehmen, denn auf Reparaturen und die verbauten Ersatzteile gibt es durchaus Garantie ;)

    Gruß, Diddi

    P.S.: 2K für eine Wasserpumpe und die Undichtigkeit an der Schaltwelle ist wirklich übertrieben :eek: Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
    Material (beim MPi) etwa 70-80,-€ (inkl. Frostschutz) und ein routinierter Hobby-Schrauber macht das in grob 3-4 Stunden inkl. Zigaretten- und Kaffeepause(n) :rolleyes:
    Bei einer Fachwerkstatt sollte das sogar schneller gehen. Zumal beim MPi dafür kein Kühler raus muss.

  • :eek::eek::eek::eek:

    ich habe meine wasserpumpe (SPI) für...
    45€ gewechselt...mit frostschutz:)
    dazu noch 10€ für den simmerring an der schaltungsraste...

    hossa, da würde mich ja mal die rechnung interessieren...!

    Max
    (das mit den kilo wusste ich, konnte es aber nicht glauben...)

    Ohne Mini aber ab jetzt immer oben ohne unterwegs...!:p

  • Möchte hier keinen Labertread aufmachen, aber kurz für Klarheit sorgen (gerade Diddi hat sich ja extrem ins Zeug gelegt). Der Preis für die Wasserpumpe und Simmerring stellte sich nicht ganz so trennscharf da. Story in Stichworten:

    Mama fährt seit vier Jahren meinen alten Mini. Mama sagt, " Mini bremst komisch!", Mini muss außerdem zum TÜV, Papa ist autotechnisch ahnungslos (freundlich formuliert) und ich hab eigentlich keine Zeit. Plan, Mini aus der Provinz nach HH holen, eventuelle Mängel beheben lassen und Mini erst über TÜV und dann zu Mama bringen. Gewissheit nach Fahrt Provinz > HH, vorn Beläge komplett runter, Scheiben lieber mit erneuern. Ansonsten, gefühlt alles OK.

    Mini in Werkstatt gebracht. Briefing, "Bremse vorne machen!". Mini parkt trotz Termin 2 Tage in der Werkstatt, "Wir haben soviel zu tun!". Dann Anruf, "Sitzen sie?". 10 Minütiger Vortrag was alles kaputt ist, "Vorderachse komplett hinüber, Wasser- und Ölverlust etc., damit kommen Sie nie über den TÜV!".

    Bei mir Verwunderung, dass ich überhaupt einen Meter fahren konnte. Preis um alles in Ordnung zu bringen, geschätzte 50% vom Fahrzeugwert, bekomme leicht komisches Gefühl bezüglich Werkstattwahl. Muss an Tom Hanks denken, "Run, Forrest, run!", aber Mamas Mini hängt zerlegt auf der Bühne. Ich, "Was ist sicherheitsrelevant, was kostet entsprechende Reparatur?". Brummen am anderen Ende, dann Durchsage vieler Positionen, ich immer mitgeschrieben und zusammengerechnet. Differenz zur ersten Summe knapp 1900 Euro. Frage meinerseits, "Das kosten Wasserpumpe und Simmering?". Antwort in etwa "Wir machen ja alles mit, was sonst noch Sinn macht, wo wir schon mal dabei sind!". Ich schon wieder, "Run, Forrest, run!"

    Alternative, alles zusammenbauen lassen, Bastelstunden bezahlen und neue Werkstatt suchen (Ich hab eigentlich gar keine Zeit!) oder besprochene Arbeiten machen lassen, "Kann aber noch was dazwischen kommen!". Kommt es auch, kostet knapp 400 Euro. Mini abgeholt, Rechnung bezahlt, das Ganze sportlich gesehen (das Leben ist Mischkalkulation). Mini danach erst übern TÜV (ohne Mängel) und dann zu Mama gebracht. Unterhalte mich auf Fahrt von HH > Provinz mit Mini, "Ich glaub, da fahrn wir nicht wieder hin!"

    LG
    Bernd

    P.S. nochmal vielen Dank für die Diagnosen an alle

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