Zylinderkopf bearbeiten

  • Ich möchte meinen Zylinderkopf nach den Vorgaben von "Minis heißer machen" bearbeiten und die Kanäle größer schleifen. Wie viele Jahre braucht man dafür? Ich kann mir vorstellen, dass man nur wenig Materialabtrag erreicht. Was für Werkzeuge habt ihr beutzt? Was könnt ihr mir denn empfehlen?

    Mini 1000 Baujahr 1985

  • Ganz ehrlich, nur(!) wenn es ums selber machen geht, sollte man das in Angriff nehmen.

    Geht es um harmonischen Motorlauf und maximale Ausbeute, dann kommt man um einen professionellen Kopf nicht herum.

    Ein dreidimensionales Gebilde im Blindflug innerhalb der Kanäle so aus dem vorhandenen Material heraus zu schleifen, daß es optimal strömt, optimale Oberfläche besitzt und identisch zu dem anderen Kanal ist, das können nur Leute, die das schon hunderte Male gemacht haben.

    gruss andy
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    Mini, you only get what you make of it!!!
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    Erfahrung lässt sich nicht "downloaden"!!!!!!!
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    "Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter, als es der Natur der Sache entspricht" Aristoteles

  • Außerdem muss man wissen, zu welcher Geometrie man hin will. Und die muss man dann viermal ungefähr ähnlich hinbekommen. :wink:

    Kanäle einfach größer machen reicht nicht, oder ist sogar kontraproduktiv. Es muss an den richtigen Stellen Material weg. Und es muss zum Motorkonzept passen. So sind beim 12G295 Kopf für den 1000er die Kanäle fast schon zu groß, das funktioniert bei hoher Drehzahl zwar gut. Wenn man aber Drehmoment "untenrum" will, sofern das mit einem 1000er überhaupt geht, dann ist der 12G295 eher schlechter, z.B. im direkten Vergleich mit einem C-AHT88.

    Ich hab das ansatzweise schon gemacht, mit professionellen Köpfen als Vorlage. Was man machen kann, ist etwas mehr "Putzarbeit", als die Köpfe ab Werk bekommen haben. Kanten und Übergänge glätten, Oberflächen schleifen (nicht polieren), "Hügel" um die Ventilführungen teilweise wegnehmen usw. Das geht mit einem Druckluftstabschleifer, einem großen Kompressor, Hartmetallfräsern und Schleifstiften für hohe Drehzahl und persönlicher Schutzausrüstung. Mit einem Dremel mit biegsamer Welle wird das eher nix, höchstens für das Finish nach der groben Arbeit.

    Das macht sogar Spaß, aber wenn man einfach nur einen guten Kopf haben will, dann ist der fertige Kauf besser und billiger.

    Grüße

    Andreas

    irgendwas ist ja immer...

  • Also wenn man etwas handwerkliches Geschick hat, kann man das auch ohne Weiteres selbst machen, ohne vorher an hunderten Köpfen geübt zu haben.

    Eine gute Kurzanleitung bietet dieses Video von Vmaxscart:

    How to modify your classic mini Cylinder head part

    Zur Bearbeitung des Brennraums empfehle ich ein paar alte Ventile die man einsetzt um nicht die Ventilsitze unabsichtlich zu beschleifen.

    Ich arbeite mit DL-Schleifer (großer mit 6mm-Futter und kleiner mit 3,2mm-Spannfutter) und Hartmetallfräsern fürs Grobe (unbedingt auf Qualität achten, einer in Tannenbaumform und ein Kugelförmiger reichen - Marke: z.B. Pferd)

    Feinbearbeitung dann mit Korundschleifern und Schleifröllchen (Dremel).

    Aufpassen bei den Einlasskanälen - da bricht man leicht in die Stößelbohrungen durch. Passenden Stift in die Bohrungen und immer wieder die verbleibende Wandstärke messen.

    Merke: Am meisten erreichst Du durch Glätten der Breiche um die Ventilschäfte. Die Einlässe krümmerseitig brauchen nicht viel Materialabtrag.

    Rechne für den Anfang mit mindestens 10h Arbeit.

    The correct number of classic cars to own is always n+1,

    where 'n' is the number currently owned

  • Und nicht meinen, eine polierte Oberfläche währe vorteilhaft.

    An den glatten Flächen schlägt sich das Benzin nieder und wird tropfenförmig mitgerissen. Ergibt eine schlechte Gemischbildung, Durchwirbelung, schlechte Abgaswerte.

    Führungen vorher raus nehmen, durch neue ersetzen und Sitze fräsen und KORRIGIEREN, erst dann wird ein Schuh draus.

    Führungen nicht einfach nach hinten (wie im Video) kalt rausknallen, damit man die Ölkohle und den Rost mit durch die Führungsbohrung zieht. Hinten abfräsen, Kopf heiss machen und nach vorne (Brennraumseite) raustreiben.

    Und Führungen (wie im Video) einfach kalt mit der Presse..... Murks!

    Einlasskanale am besten zum Schluss mit einer groben Riffelfeile über kreuz durchfeilen.

    Gruß. Martin.

    Jung sein ist doch keine Frage des Alters!

    Einmal editiert, zuletzt von Norton (10. November 2020 um 11:42)

  • Danke für euer Antworten. Hat mir schon mal geholfen. Wie gesagt, ich mach das nicht frei Schnauze sondern nach professioneller Anleitung. Daher weiß ich auch, dass man nicht polieren soll. Und ja es geht mir um selber machen um den Mini besser kennen zu lernen und weil ich spaß daran habe.

    Ich denke, ich werde mal mit dem "Wegputzen" von Störkanten oder Gussgrad anfangen.

    Mini 1000 Baujahr 1985

  • Naja, die Videos von Vmaxscart sind nicht sooo schlecht. Gut, die Führungen habe ich auch gekürzt vor dem Auspressen, aber man kann schön erkennen, dass Zylindekopfbearbeitung eine ganz schöne Sauerei ist. :biggrin: Gut fand ich, dass er die Schutzausrüstung auch betont und zeigt.

    Und wenn man es richtig machen will kommt man nicht drumrum, hinterher die Führungen neu zu machen und die Sitze neu zu schneiden. Wenn man das dann nicht selbst kann (kann ich auch nicht), dann wird es preislich schon schwierig im Vergleich zum fertigen Kopf.

    Ohne das Tauschen der Führungen und dem Schneiden der Sitze ein bisschen putzen mit einem alten Ventil als "Abrutschschutz" geht, aber viel mehr auch nicht.

    Aber standard 1000er Köpfe gibt's ja auch zum Kilopreis, also kann ausprobieren nicht schaden! :tongue: Bisschen putzen und Grate entfernen, dann merkt man schon, ob man mehr ausprobieren möchte.

    irgendwas ist ja immer...

  • Wenn YouTube dir dann auch die Hand führt beim Schleifen, dann kann es ja nur ein Top-Teil werden.:rotfl:

    MFG dann gutes Gelingen! Kannst ja paar Bilder einstellen was daraus geworden ist...

    gruss andy
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  • Auch die heute Erfahrenen mussten das irgendwann mal zum erste Mal machen.

    Wenn das nurmehr Erfahrene machen sollen, wo kommt dann der künftige Nachwuchs an Erfahrenen her?

    Also machen.

    Gruß
    der Michael

    (alle Angaben in Fahrtrichtung)

  • sailorbrand

    Die Antwort ist leicht, aber nicht kurz :

    W e i l

    --Vor'm Loslegen die Anschaffung sehr teurer Werkzeuge steht, plus eines best beleuchteten und belüfteten Arbeitsplatzes, denn Grauguß ist kein Alu

    --Alle, die heute soetwas in guter oder sogar allerbester Qualität tun es von erfahrenen Vorgängern gelernt haben.

    Diese Vorgänger brachten ihnen alles bei, was sie selbst konnten und wußten.

    Da die 'neuen Besen' aber bekanntlich gut kehren, waren diese Begabten, die es bis zu dieser Fachmanschaft schon geschafft hatten, neugierig.

    Sie wollten 'es wissen', probierten unendlich viel in vielen unbezahlten Stunden. Sie sprachen mit den Motorenbauern, die ihre Köpfe verwenden

    wollten/sollten usw., usw.

    --Dabei eine ganze Menge teurer Schrott entstand, aber beim '29.' Versuch plötzlich auch ein Kopf, bei dem 1 Aspekt besser funktionierte, als bei den

    bisherigen. Mit diesem Ergebnis waren sie aber dann noch nicht 'da', sondern konnten von dort wieder weitermachen

    Kurz gesagt, denn diese 'Geschichte' ist noch nicht zu Ende und genauso auch für die gültig, die ganz schlau perfekte Köpfe 3-dimensional scannen wollten undf reproduzieren auf mehrdimensionalen Fräsmaschinen, es ist, so wie 'Jack Union' absolut richtig schreibt, auch bei den digitalen Lösungen am Ende 3-dimansionale, freihändige Handarbeit und sehr schnell kontraproduktiv.

    Sinn dieser Einstellung ist keine Schlaumeierei, auch kein Disrespekt gegenüber vorhandenem Enthusiasmus, Nur kann man leider nicht einmal 'so probehalber anfangen', sondern muß zuerst sehr viel Geld ausgeben.

    Das galt es zu vermeiden, plus der ziemlich gesicherten Enttäuschung.

    Und das was diese vielen Zeilen ausdrücken, versuchte 'Madblack' zuvor in 2 Sätze zu fassen (plus ein wenig Ironie).

    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Aber vielleicht ist ja manchmal auch die selbst gemacht Arbeit, die Teil des Hobbys ist.

    Ein selbst bearbeiteter Kopf, der vielleicht nicht an Profi Köpfe dran reicht, schafft aber unter Umständen

    viel mehr Befriedigung.

    Wenn es um Perfektion geht, sollten wir nicht alle einen Honda oder noch besser einen Elektromotor verbauen ?

    man darf einen Mini nicht als Kiste bezeichnen

  • Am Anfang ist mal wieder "weniger mehr".

    Führungen raus nehmen (aber richtig), Kanten und Ecken egaliesieren. Das geht mit Fleiss und Geduld auch mit ein paar Riffelfeilen für ein paar Euros. Riffelfeilen mit groben Hieb und die Kanäle schön über Kreuz verfeilen. Den Oberflächen eine schöne Kontur verpassen, dürfen nicht poliert sein.

    Und was für mich gefühlt immer viel gebraucht hat, war Sitze fräsen und korrigieren. Korrekturwinkel 30/60°, das strömt gut. Einlassitz schön schmal machen, weniger als einen Millimeter.

    Brennräume auslitern, angleichen und Verdichtungsverhältnis ausrechnen.

    Faktisch, den vom Konstrukteur angedachten Zustand tatsächlilch herstellen.

    An den Ventilen die Kanten vom Winkel leicht brechen.

    Gruß. Martin.

    Jung sein ist doch keine Frage des Alters!

  • Vorweg: Ich will hier jetzt nicht den erfahrenen Tunern ans Bein pinkeln oder deren Geschäftsmodel untergraben. Mein Post ergeht auch nicht an im Topic anwesende Professionisten.

    Mein Motto ist und war schon immer: "Built not bought!" und daher mache ich bei all meinen Projekten soviel wie möglich selbst.
    Das hat mehrere Gründe:

    • Ich hab meist mehr Zeit als Geld
    • Ich lerne etwas dabei
    • Ich kann meine eigenen Ideen umsetzen
    • Wenn am Ende dabei (Mehr-)Leistung raus kommt, kann ich es als persönlichen Erfolg verbuchen und nicht als Resultat meiner dicken Geldbörse.

    Ich rate jedem/jeder mit ein bisschen handwerklichem Geschick Sachen auszuprobieren auch wenn am Ende nur ein Bruchteil des Leistungszuwachs vom Experten rausschaut . Die Werkzeuge zur Kopfbearbeitung hat man entweder eh schon oder kann sie auch später für andere Arbeiten gut gebrauchen.

    Auch die "Profis" arbeiten nicht immer "ganz sauber" - viele sind trotz Erfahrung einfach untalentiert oder scheren sich nen Sche*ß, Hauptsache der Rubel rollt.

    My2p

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  • Was kann man denn in etwa an Leistungszuwachs erwarten ?

    Wenn man einen bearbeiteten Kopf mit grösseren Ventilen , HHKHW , RC40 ohne KAT , Fächer , K&N + Nadel verbauen würde ?

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