Sehr lange habe ich überlegt ob ich dieses Projekt hier zeigen soll, aber vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja doch. Ob es am Ende funktioniert wird sich zeigen, aber ich bin optimistisch.
Im Sommer 2013 bekam ich ein Angebot bei dem ich nicht nein sagen konnte und kurz darauf wurde das Fahrzeugprojekt dann nördlich von Hamburg abgeholt. Erster Plan war das Fahrzeug mit einem 998er ausstatten und ansonsten mit wenig Aufwand auf die Straße zu bringen. Allerdings war der Innenraum nicht so ganz mein Geschmack und zum Linkslenker umbauen war aus meiner Sicht dann doch auch notwendig. Das (undichte) Glashubdach war mir auch ein Dorn im Auge.
Natürlich kam dabei das ein oder andere zum Vorschein, vor allem eben typische englische Kitcar Lösungen - sie mögen funktionieren, entsprechen aber weder meinen Vorstellungen noch dem was unser TÜV gerne sehen möchte.
Irgendwie war das Fahrzeug dann recht schnell gestrippt und es offenbarten sich unter anderem Schweller die nicht mehr die allerbesten waren. Zum damaligen Zeitpunkt gab es in England niemanden der die angeboten hätte, also wäre nur der Gang zum Blechbieger geblieben (eine Kantbank mit 1,4m habe ich leider nicht). Die hatten allerdings genug zu tun und daher unrealistisch hohe Preisvorstellungen - somit blieb es erst einmal dabei. Aber irgendwie entwickelte sich da bereits langsam ein Plan B.
Nach längerer Recherche fand ich einen Briten der für dieses Fahrzeug ein Chassis aus Glasfaser (Wirrfaser und Polyester) gebaut hatte und mit dem Ergebnis sehr zufrieden war. Angeblich war es deutlich stabiler und steifer als das Blech-Original. So richtig überrascht mich das jetzt aber auch nicht.
Also wieso nicht einmal etwas ganz neues ausprobieren und ein Monocoque aus Kohlefaser und Aramidwaben bauen? Ziel war weniger das Gewicht auf ein absolutes Minimum zu drücken, als viel mehr die Steifigkeit extrem zu erhöhen bei gleichzeitiger Gewichtsersparnis. Das gesteckte Ziel waren ein Chassisgewicht von ca. 35kg zu erreichen - ob ich das schaffe wird sich zeigen. Aus heutiger Sicht würde ich behaupten, dass es möglich sein müsste ein solches Chassis mit 12-14kg zu bauen, wenn man extremen Leichtbau als Hauptziel hat. Wobei das im Alltagsbetrieb deutlich empfindlicher wäre vergleichbar mit High End Rahmen bei Rennrädern.
Sicher hätte man das grundlegende Design des Chassis auch noch deutlich optimieren können um einer Faserverbundbauweise gewechter zu werden, aber ich wollte doch recht nah am Original bleiben. Auch hätte man als Kernmaterial auf Hartschäume statt Waben zurückgreifen können - hier lag die Entscheidung für die Wabe darin begründet, dass ich damit weniger Erfahrung habe und dabei etwas Erfahrung sammeln wollte. Hartschaum wäre an vielen Stellen einfacher zu verarbeiten gewesen, aber ich wollte ja die Herausforderung. Außerdem ging es mir dabei auch darum die Fertigungstechniken der ersten Kohlefasermonocoques in der Formel 1 nachvollziehen zu können. Aluminiumwaben habe ich wegen des noch höheren Preises, des Gewichtes und einiger zusätzlicher Nachteile bei der Verarbeitung von vornherein ausgeschlossen.
Angefragte fertige Sandwichplatten Kohlefaser / Aramidwabe / Kohlefaser waren mir zu teuer, also wurden sie selber gebaut. Auf einer großen Platte wurden Kohlefasergewebe mit Vakuuminfusion getränkt, nach dem aushärten wurde eine zweite Platte infusioniert und diese beiden Platten dann mit der Wabe in der Mitte zu einer großen Sandwichplatte verklebt. Da das eigentlich nicht sehr interessant (und zumindest für mich quasi Alltagsgeschäft) ist, habe ich davon auch so gut wie keine Bilder.
Die erste Kohlefaserplatte wird infusioniert.
Die Technik, die bei den ersten Kohlefasermonocoques verwendet wurde wird auch als cut-and-fold bezeichnet, die fertige Platte wird euf einer Seite angesägt/gefräst und dann wird die Stelle an der das Material abgekantet werden soll stark erwärmt und vorsichtig gebogen. Hier kann man einen sehr kleinen Temperaturbereich nutzen, bei dem das verwendete Epoxydharz thermoplastische Eigenschaften aufweist, ohne zu stark zu degradieren.
Die erste Platten sind zugesägt und werden positioniert.
Hier ist bereits die Grundform erkennbar, bisher wurden die einzelnen Teile nur teilweise aneinander fixiert.
Hier wurde der Bereich in dem die Platte eingeschnitten und abgekantet wurde angeschliffen, damit dieser danach überlaminiert (angewinkelt) werden kann.
In den nächsten Wochen werde ich immer wieder ein paar Bilder vom Entstehungsprozess zeigen. Dann wird sich auch der Grund zeigen, wieso das ein Projekt mit Mini Bezug ist.
dietmar