Vergammeltes Benzin

  • Habe gestern nach ca. einjähriger Standpause den Mini mal wieder ausführen wollen. ( 1400er mit HIF-Vergaser)
    Nach Olwechsel und Erneuerung der Knochengummis (hierbei habe ich ein "ewiges" Knacken beim Lastwechsel in Form einer zu dünnen Schraube an der unteren Befestigung des Knochens am Hilfsrahmen gefunden) und einiger Dichtungen an den Hardy Spicer Wellen, neuen Alu Bremstrommeln und rundum Bremsbelägen sollte es losgehen.

    Starten, der Mini läuft wie eine Mischung zwischen Kettensäge und Velo Solex und geht nach wenigen Sekunden aus. Weitere Startversuche
    mit mehr Gas bringen nichts außer extremes rauf und runter mit der Drehzahl und etwas verzögertem Absterben.

    Mir fiel direkt der Bericht meines Bruders ein, der gleiches Problem mit seiner ROMY (Motorradoldi) hatte. Er hat alles Mögliche probiert um das Motorrad zum Laufen zu bringen, erfolglos. Als letzte Option fiel ihm ein Wechsel des sehr alten Benzins ein. Und siehe da, Motorrädle lief als ob nichts war.
    Ich hab ca 10 Liter Restsprit aus dem Tank abgelassen und die Benzinleitung mittels El-Benzinpumpe geleert. Neuen Sprit Super Plus (man gönnt sich ja sonst nix) rein und der Minni lief wie immer.
    Unruhigen, rauen Lauf hatte ich auch bei meiner Gummikuh (BMW R 80 GS ). da war der Sprit nicht ganz so alt, ca 7 Monate. Habe auch gleich hier den Sprit gewechselt und siehe da, der unruhige raue Lauf war verschwunden.

    Hat Jemand schon mal ähnliches erlebt?

  • Genau das hatte ich auch schon erlebt.
    Passierte bei mir nach einer sehr langen Winterpause, wenn ich micht recht erinnere waren es 8 Monate.
    Der Effekt war bei mir wohl nicht ganz so extrem wie bei dir, der Motor lief zwar aber sehr undrund und mit starkem Leistungsverlust.
    Ich habe mir damals die Finger wund gesucht und bin zufällig darauf gestossen als ich auf einer der vielen Proberunden den Tank auffüllen musste.

    Speed is a bit like farting. You have to know when it's inappropriate.

  • Das passiert dann, wenn man im Herbst seinen Tank nicht bis zum Rand voll macht. Viel Luft im Tank (die sich bei jedem Luftdruckwechsel austauscht und Feuchtigkeit mitbringt) und wenig Sprit der damit reagieren (große Oberfläche) und altern kann. Macht man den Tank voll, ist oben drauf fast keine Luft, gibts schon mal wenig Volumen zum "atmen" bei ganz kleiner Oberfläche im Verhältnis zur grossen Spritmenge.
    Andres Resultat solchem Versäumnisses: innen rostige Tanks. Kenne ich auch nicht.
    Ich hab schon immer meine Fahrzeuge mit randvollem Tank überwintert und nie solche Probleme gehabt. Erst vorgestern zwei Motorräder und heute den Mini nach dem Winter in Betrieb genommen. Mini wollte zwar auch nicht (Batterie schwach), überbrückt war er sofort da und lief.

    Gruß. Martin.

    Jung sein ist doch keine Frage des Alters!

  • Unabhängig von der Lagerung verliert jedes Benzin mindestens ca. 1 Oktan pro Monat.

    @Leo: "der Mini läuft wie eine Mischung zwischen Kettensäge und Velo Solex". Obacht junger Mann:tongue:, mein Velo-Solex schnurrt wie ein Kätzchen!!

  • Unabhängig von der Lagerung verliert jedes Benzin mindestens ca. 1 Oktan pro Monat.

    @Leo: "der Mini läuft wie eine Mischung zwischen Kettensäge und Velo Solex". Obacht junger Mann:tongue:, mein Velo-Solex schnurrt wie ein Kätzchen!!


    Hab ich jetzt noch nie gehört.
    Wäre das so, müssten alle anständig verdichteten Fahrzeuge, ob zwei- oder vierrädrig, im Frühjahr durch die Gegeng glühzünden, klingeln, klopfen.... wie immer man das nennt. Ich hab schon Motorräder längere Zeit (ein Jahr und mehr) nicht bewegt, bei vollem Tank, und den Sprit danach immer einfach verfahren und keinerlei Probleme gehabt.

    Gruß. Martin.

    Jung sein ist doch keine Frage des Alters!

  • Nach meiner Erfahrung altert das Benzin auch bei vollem Tank über den Winter geringfügig - meine hoch verdichtetete Guzzi läuft zum Saisonstart immer etwas schlechter, erst das erste Nachtanken bessert das.

    Maximaler Mini - Gruß, Dirk :thumbs_up:

  • Hab ich jetzt noch nie gehört.

    Die Erklärung aus einer Stellungnahme eines Kraftstoffherstellers:

    Bei der Lagerung und der Haltbarkeit sind generell nachfolgende Fakten zu beachten:

    Grundsätzlich sollte der Kraftstoff nicht länger als 1 Jahr im Tank/Kanister verbleiben.
    Ottokraftstoffe verändern mit der Zeit ihre Beschaffenheit bei Einwirkung von Luft (Sauerstoff), Feuchtigkeit und Temperatur.

    Im Tank/Kanister unterliegen die Kraftstoffe folgenden Veränderungen:

    Beim Ottokraftstoff können leichtflüchtige Bestandteile verdampfen und Kaltstart sowie Fahrverhalten in der Warmlaufphase der Motoren verschlechtern. Teilweise haben diese leichtflüchtigen Bestandteile auch eine relativ hohe Klopffestigkeit (ausgedrückt in Oktanzahlen), die sich dann auch verschlechtert.

  • Das liegt Hauptsächlich am Bio-Ethanol im Benzin und das Verflüchtigen des Benzin in der Schwimmerkammer.
    Da durch bildet sich eine Schicht aus Klebriger gelb/grünen schleim der die Düsen zusetzt.
    Ich habe mir ein Ultraschallbad zugelegt und reinige die Vergaser nach Standzeiten immer, dann laufen sie wieder richtig gut.
    Ich hoffe doch die frage war auch wirklich ernst gemeint?

  • Das liegt Hauptsächlich am Bio-Ethanol im Benzin und das Verflüchtigen des Benzin in der Schwimmerkammer.

    Das ist so nicht ganz richtig :headshk:

    Turi hat Recht, weil:

    Das Benzin mit ROZ (=Oktanzahl) z.B. „95“ besteht aus 95% Vol.-% aus Isooktan und 5 Vol.-% aus n-Heptan.

    Daher kommt die umgangssprachliche Bezeichnung: „Super 95“.

    Was im Laufe der Zeit abhanden kommt (Stichwort „Verflüchtigung“) ist Isooktan, nicht Bio-Ethanol...
    (Man beachte die vollkommen richtige Erklärung v. Norton - Flächeabhängigkeit!)

    P.S.

    Die „Einspritzer“ haben keine Schwimmerkammer...

    Viele Grüße

    Paul

    2 Mal editiert, zuletzt von PAB (3. April 2018 um 16:05)

  • Hallo allerseits,

    ich hatte das Problem mit überaltertem Benzin auch gerade wieder an einem alten Amerikaner. Dabei stand der Wagen "nur" 1 Jahr, wollte aber partout nicht laufen. Es ist tatsächlich so, die neuen Ethanolhaltigeren Benzine ziehen wohl mehr Wasser und verlieren schneller an Zündfähigkeit als früher. Ich tanke daher vor evtl. längeren Standzeiten nur noch Ethanolfreies Benzin (gibt es soweit ich weiss nur noch überteuert von Total als Excellium oder Aral als Ultimate 102) und verwende zusätzlich Benzinstabilisator. Tank natürlich vollgetankt um Rost zu verhindern. Dann sollte es eigentlich auch nach längeren Standzeiten kein Problem mit dem Motorlauf geben.

    BG

    Jan

  • Das ist so nicht ganz richtig :headshk:

    Turi hat Recht, weil:

    Das Benzin mit ROZ (=Oktanzahl) z.B. „95“ besteht aus 95% Vol.-% aus Isooktan und 5 Vol.-% aus n-Heptan.

    Daher kommt die umgangssprachliche Bezeichnung: „Super 95“.

    ...

    Ich nicht ganz richtig ..die Bestandteile sind ganz andere .. um die zu Ermitteln .. kann man eine Siedelinie erstellen lassen (kann interessant sein ..). Z.B. Enthällt Super Plus ... weniger BioEthanol als Super E10 oder Super E5

    95 Oktan heist, dass sich der Kraftstoff (in einem dafür vorgesehenen Versuchs-Motor) so verhält wie eine Mischung aus Isooktan und n-Heptan..

    15.08.04 On the road again... der "Kleine" :D

  • ...sonst wäre es ja auch etwas schwierig, Schipritt mit 102 Oktan herzustellen.

    POWER!!!!!!!!!!!!
    Jeremy Clarkson

  • Das liegt Hauptsächlich am Bio-Ethanol im Benzin und das Verflüchtigen des Benzin in der Schwimmerkammer.
    Da durch bildet sich eine Schicht aus Klebriger gelb/grünen schleim der die Düsen zusetzt.

    Ich hoffe doch die frage war auch wirklich ernst gemeint?

    Kann ich zustimmen-

    Bei einem Vergaser Mini nach 2 Jahren ging da nichts mehr, alles zugemockt. Erst ein Reinigen und frischer Sprit hat geholfen.
    Habe auch in meinem VAN schon ein Tank austauschen müssen da dieser von innen total verrostet war und ich immer feine Rostpartikel im Benzinfilter hatte der dann auch nach ca 6 Monaten kein Sprit mehr durchließ. Wieso kann das rosten? Ja weil wie beschrieben Wasser im Spiel ist.
    Also das Benzin 1 Oktan im Monat verliert wage ich allerding zu bezweifeln.
    Was soll denn "Benzinstabilisator" sein?
    Isooktan und n-Heptan reagieren nicht miteinander, zumindest nicht bei Raumtemperatur und 1 bar Umgebungsdruck.
    Es kann ja nur an den "geheimen" Zutaten liegen.

    Gruß

  • Schon alleine das Ethanol hat im Urzustand einige % Wasseranteil, da 100% reines Ethanol nur mit erheblichem Aufwand herstellbar ist.
    Zusätzlich zieht es auch Wasser

    Der max. Ethanolgehalt steht auf jeder Zapfsäule.
    Ist also als eher weniger Geheim einzustufen. :cool:

    POWER!!!!!!!!!!!!
    Jeremy Clarkson

    2 Mal editiert, zuletzt von J&A (5. April 2018 um 13:10)

  • Schon alleine das Ethanol hat im Urzustand einige % Wasseranteil, da 100% reines Ethanol nur mit erheblichem Aufwand herstellbar ist.
    Zusätzlich zieht es auch Wasser

    Der max. Ethanolgehalt steht auf jeder Zapfsäule.
    Ist also als eher weniger Geheim einzustufen. :cool:

    Das ist richtig. Aber ich meine ja auch die weiteren Zusatzstoffe die in geringen Mengen beigegeben werden, von wegen bessere saubere Verbrennung.
    Wenn man daran glaubt.

    Ist ja auch bei Brennspiritus (Ethanol ca 99%) was zugemischt (Vergälungsstoffe mit ähnlichem Siedepunkt+- 3Grad damit man das Zeug nicht saufen kann).

    Alles in allem kochen die alle nur mit Wasser oder war es Sprit? Wir sind uns einig das der Sprit irgendwie "altert".
    Früher war es irgendwie besser (auch der Sprit), wie alles? Oder?
    Gruß

  • Zitat

    Früher war es irgendwie besser (auch der Sprit), wie alles? Oder?

    Eines der Hauptprobleme ist, das alles bis zur Spitze hin optimiert wird. Hier speziell bei der Motorentechnik. Gilt aber auch für so gut wie alle anderen Bereiche.
    Und was kostenseitiges Optimalstoptimieren wichtiger Technikkomponenten betrifft, sind wir Deutschen die unangefochtenen Weltmeister.
    Wenn dann eine Winzigkeit nicht den Normvorstellungen entspricht, kollabiert das Gesamtsystem.

    Fortschritt ist Rückschritt :thumbs_up:

    POWER!!!!!!!!!!!!
    Jeremy Clarkson

  • Schon alleine das Ethanol hat im Urzustand einige % Wasseranteil, da 100% reines Ethanol nur mit erheblichem Aufwand herstellbar ist.
    Zusätzlich zieht es auch Wasser

    Der max. Ethanolgehalt steht auf jeder Zapfsäule.
    Ist also als eher weniger Geheim einzustufen. :cool:

    Die Schwieriigkeiten bei Ethanol im Sprit beginnen dann, wenn durch verschiedene Prozesse (Temperaturwechsel, Luftaustausch usw.) mehr und mehr Wasser in den Tank gelangt während der Langzeit-Lagerung. Eine gewisse Menge Wasser geht mit dem Ethanol völlig unschädlich in Lösung. Ist die Lösung gesättigt, dann besteht die Gefahr, dass sich korrosive Mischungen bilden, die dann auch Materialien angreifen können. Ist der Ethanol-Gehalt höher, kann auch mehr Wasser unschädlich gelöst werden. Klingt komisch, ist aber so.
    Parallel gibt es noch das Problem mit Bakterien-Bildung im Tank.

    Gute Erfahrungen habe ich bei meinem 1100er in den letzten Jahren damit gemacht, das Auto a) durchweg mit E10 zu betanken (hat den Nebeneffekt, dass ich ziemlich genau die werkseitig geforderten 96 Oktan treffe), b) erst recht mit E10 wegzustellen im Winter und c) dem Sprit in der Winterpause ein Additiv hinzu zugeben, mit dem Baktierienbildung verhindert werden soll.

    Das muss nicht der einzige Weg sein, der funktioniert. Aber er funktioniert; jedes Frühjahr startet der Kleine ordentlich, hat jetzt 8 Jahre mit ein und demselben Spritfilter überlebt (hatte ich im ersten Jahr nach Erwerb nachgerüstet und erstmalig letzten Sommer getauscht) und der im Winter 2014/2015 generalüberholte Vergaser sieht einfach immer noch super aus.

    Herzlichst
    OlliMK

    The new BMC 1100 - it floats on fluid

  • Wer auf Nummer sicher gehen will kann aber auch vor längeren Standzeiten den Tank randvoll mit ethanolfreiem Benzin befüllen. Nachteil ist der höhere Preis und dass es den "guten alten" Sprit soweit ich weiss nur noch in Form von überteuertem Aral Ultimate 102 sowie Total Excellium gibt. Ich habe ebenfalls schlechte Erfahrungen mit der Zündunwilligkeit heutigen Benzins nach längerer Standzeit gemacht und mir daher zusätzlich Benzinstabilisator in die Tanks wenig bewegter Fahrzeuge geschüttet. Funktioniert bisher sehr gut!

    Gruß Jan

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