Karosserie-Schwenkvorrichtung

  • Da ich noch einige (von mir ungeliebte) Karosseriearbeiten machen muß, wollte ich es beim Arbeiten wenigstens etwas bequemer haben.

    Eine Schwenkvorrichtung mußte her.

    Gegoogelt. Da haben sich schon viele dran probiert.

    Meine Vorrichtung sollte:

    - von einem Mann bedienbar sein

    - möglichst viel Arbeitsraum bieten

    - keine durchgehende Stange haben

    - wegen des Platzbedarfs einfach zerlegbar sein

    - höhenverstellbar sein, damit die Karosse einfach an den Haltern aufgenommen werden kann und weil die Variabilität damit größer ist

    - 360 Grad Schwenkwinkel bieten

    - rollbar sein

    Wie andere, entschied ich mich als Basis auch zur Nutzung käuflicher Motorständer (49 Euro/Stück Ebay). Ist billiger, als der Kauf der Einzelteile.

    Den Ständer des gekauften Trägers wollte ich nicht verändern. Er ist zu kurz, nicht verstellbar und der Drehkopf klappert entsetzlich.

    Also oben herum alles neu.

    - 60x60x3 Rohr als Grundständer gekauft

    - 70x70x5 als Schiebestück (Schweißnaht innen etwas verputzt)

    - Schwenkkopf paßgenau gedreht und zur Klemmöglichkeit geschlitzt

    - zusammen geschweißt

    - Halter vorn angefertigt (mit Platz an der Frontwand, Abstützung nach unten kommt noch)

    - Halter hinten mit Abstützung zu den Gurtmuttern

    - zwei BMW E36 Wagenheber besorgt (315 mm Hub) und modifiziert

    Heute der erste Versuch (alles noch unlackiert). Klappte problemlos

    So läßt es sich schon etwas besser arbeiten.

    Der Schwerpunkt bei der gewählten Drehebene liegt noch deutlich auf der Bodengruppenseite. Das Schwenken ist allein aber gut möglich. Die Drehebene könnte jedoch noch weitere 50 bis 100 mm tiefer gelegt werden.

    Noch ein paar Restarbeiten (Rastung, Abstützung vorn etc.) und das Ding ist fertig.

    Muß jetzt aber erst einmal ein bißchen aufräumen.

    Bilder:

    http://img4web.com/g/HSD5Q

  • Ich habe jetzt Erfahrungen mit der Schwenkvorrichtung gesammelt.
    Sie funktioniert einwandfrei und ist zum Arbeiten auch stabil genug.
    Es ist schon eine Sache, den Unterboden und die Radkästen im Sitzen/Stehen vom Unterbodenschutz befreien zu können oder zu schweißen.
    Ich habe die Karosserie heute auf den Rücken gedreht.
    Der Abstand von der Dachkante zur Vorrichtung ist so groß, daß ich die Drehachse der Vorrichung noch mindestens 10 cm absenken kann.
    Damit würde die Karosse etwas näher am Schwerpunkt aufgehängt sein.
    Das Drehen wäre dann noch etwas einfacher.
    Mach ich aber erst, wenn ich mit den Karosseriearbeiten fertig bin.
    Wenn jemand über den Bau einer Schwenkvorrichtung nachdenkt, aber den Aufwand scheut, kann ich nur raten, sich so ein Ding zu bauen.
    Es lohnt sich.

    Fotos:
    http://img4web.com/g/25MN6

  • Ich habe damals meinen Mini auch auf einer Eisenstange gehabt. in durch die Öffnung hinter der Sitzbank und auf Höhe der Kabeldurchführung gegangen. Damit ließ er sich in alle Positionen drehen.

  • Ich habe gerade mal nachgemessen.

    Der Abstand von der Bodenwanne (nicht auf den Sicken gemessen) bis zur Drehachse ist bei mir 500 mm.

    Der Abstand von einer gedachten, durchgesteckten Achse bis zum Boden beträgt etwa 580 mm. Also noch 80 mm mehr als bei mir.

    Das läßt sich sicher auch schwenken, aber eben nicht so einfach, wie in der Schwerpunktebene.

    Ich würde heute auf 400 mm gehen. Das ist knapp unter dem Querträger.

    Bei einem angenommenen Karosseriegewicht von 180 kg würde der 0,1 m Hebelunterschied einem verringerten Drehmoment von 18 Kgm (Entschuldigung, nicht Nm) entsprechen.

    Ca. 18 kgm weniger merkt man schon.

    Natürlich ist auch eine Menge Reibung dazwischen, weil ich die Klemmung bisher trocken laufen lasse.

    Bin mir ziemlich sicher, daß die Klemmung auch geschmiert hält. Dann geht es sicher auch mit 580 mm.

  • ;) ...wie gewohnt von Dir, ein wirklich gut durchdachtes Tool! Da machen die Arbeiten doch doppelt so viel Spass!!! :)

    Grüsse

    ___________________________________________


    Schaut doch mal auf meine HP:

    http://www.custom-minis.de http://www.honda-mini.de

    PS: ich setzte folgende Pro-these auf:
    Teile von Fahrzeugherstellern die mit einem Anfangsbuchstaben aus dem selben Alphabet stammen, sind untereinander kombinierbar :D

  • Interessant. Würdest Du die Konstruktion verändern, wenn Du -sagen wir mal- eine ~500 kg schwere Karosse drin hängen hättest?

    91er Vergasercooper. Einer wie keiner...:cool:

  • Schwer zu sagen.
    Der Lieferant gibt an, daß jeder Ständer 570 kg tragen kann.
    Das gilt natürlich nur für die Verwendung als Motorbock. Dort liegt der Motorschwerpunkt vielleicht 400 mm vom Vertikalständer entfernt. D.h. die Last verteilt sich recht gleichmäßig auf die vier Rollen.
    Bei der Anwendung als Karosserieschwenker bekommen die unteren Rollen an den Auslegern fast die gesamte Last. Sie könnten überlastet werden.Das kann man aber verbessern, wenn es nötig sein sollte.
    Der Vertikalständer sollte die Last eigentlich packen.
    Zu bedenken ist auch, daß Karosserien den Schwerpunkt in Längsrichtung nicht in der Mitte haben. Ein Ständer wird sicher deutlich mehr als das halbe Gesamtgewicht tragen müssen.
    Bei so schweren Trümmern müssen die Haltearme und deren Verbindung mit der Karosse natürlich sorgfältig gestaltet werden, damit es nicht zu Verformungen kommt.
    Vom Bauchgefühl her, kann ich mir vorstellen, daß es geht.
    Garantieren kann ich das aber nicht.

  • 1. Schwenkmoment
    Mit einem Drehmomentschlüssel habe ich das aufzubringende Schwenkmoment der Karosserie mit ölgeschmierten Lagern ermittelt: ca. 15 kgm.
    Das entspricht etwa dem Anzugsmoment einer M14 (8.8) Schraube.
    Anm.: da außerhalb der Drehachse gemessen wurde, war eine Korrektur erforderlich.

    2. Rahmenvermessung
    Ich bin gerade dabei, meinen gekauften Unfall-Mini zu richten.
    Den Schaden vorn links habe ich durch Pressen, Biegen und Hämmern ganz ordentlich beseitigen können.
    Rein optisch hatte ich aber das Gefühl, das der mittlere Bodenbereich einseitig verformt ist. Sah aus, wie eine Verwindung des Rahmens.
    Da es wenig Sinn macht, einen "krummen Hund" weiter zu restaurieren, wollte ich mir etwas mehr Gewissheit über die eventuelle Verwindung verschaffen.

    Die Schwenkvorrichtung ist dafür gut geeignet, eine grobe Messung vorzunehmen.

    1. Erste Richtleiste hinten auf den Rahmen gelegt und so ausdistanziert, daß der Abstand Richtleiste zu den hinteren Rahmenschrauben rechts und links identisch war. Die Verschraubungen waren also meine Bezugspunkte.

    2. Wasserwaage aufgelegt. Fahrzeug, so gut es ging, ausgerichtet.

    3. Zweite Richtleiste vorn aufgelegt und mit Hilfe von Modellierwachs und der Wasserwaage so ausgerichtet, daß die Leiste auch waagerecht lag.

    4. Ein gerades Vierkantrohr über die hintere und die vordere Richtleisten gelegt.

    5. Abstand zwischen Vierkantrohr und vorderen Achsquerträger (neben der großen Bohrung) gemessen

    6. Aufbau und Messung zur Sicherheit wiederholt.

    Der Unterschied zwischen rechts und links lag in beiden Messungen bei 1,5 bis 2,0 mm. Das deutet nicht auf eine größere Verformung hin.

    Obwohl der Meßaufbau keine Laborbedingungen erfüllt, hat mich die Messung doch beruhigt.

    Nun könnte man noch die Rechtwinkligkeit überprüfen, doch der Aufwand erscheint mir im Augenblick für unnötig und wäre deutlich aufwendiger.

    Fotos:
    http://img4web.com/g/Y117Y

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