Ich habe mir neulich einen Unfall Mini gekauft, der seit 14 Jahren abgemeldet war. In nur drei Jahren Zulassung wurd er nur rund 50.000 km gefahren.
Der Motor war außen relativ dicht.
Nur an der Zylinderkopfdichtung im Bereich der Ölbohrung, an der Ölleitung und an der Trennfläche zum Getriebe gab es sichtbare Undichtigkeiten. Nichts Schlimmes, aber unschön.
Die lange Standzeit machte mir aber schon etwas Sorgen.
Einen direkten Einbau, ohne Kontrolle, traute ich mir nicht.
Also habe ich heute mal ein bißchen herumgebohrt.
Und das war gut so, obwohl nur wenig erfreuliches zutage kam.
Denn die Zylinder und die Auslaßkanäle enthielten "kubikmeterweise" Ölkohle, die locker zum mehrtägigen Heizen eines mittleren Dorfes reichen würde.
Korrosionsspuren an der Lauffläche von Zylinder 1 wiesen darauf hin, daß der Motor nicht konserviert wurde und die Kolbenringe jetzt etwa so aussehen, wie jeder zweite Mini-Schweller.
Daß die Werkstätten auch diesen Motor am liebsten vollständig in Silikon getaucht hätten zeigte sich an allen Deckeln und an den Ölrohrverschraubungen.
Frei nach dem Motto: "Wenn was undicht ist, bloß nicht nachdenken, sondern sofort den Silikoneimer holen. Viel hilft viel"
Werden die eigentlich nach Eimern bezahlt?
Tja, damit war der Sonntag für mich wieder gelaufen. Der Motor muß auseinander.
Mit Schrecken erinnerte ich mich noch an die Demontage meiner ersten Mini-Schwungscheibe.
Wie sich heute aber herausstellte, war das ja noch ein leichtes Unterfangen gewesen.
Die Schwungscheibe dieses Motors schien einteilig mit der Kurbelwelle geschmiedet worden zu sein.
Ich konnte wieder einmal alle nett gemeinten Tipps erfolglos ausprobieren. Da geklopft und dort geklopft, Nabe warm gemacht, Prellschläge aus allen Richtungen - nichts, einfach nichts.
Frau und Kinder machten den ganzen Tag einen riesen Bogen um mich, weil ich ihnen heute nicht ausgeglichen genug erschien. Dazu hatte ich allerdings auch keinen Anlaß.
Nach so drei, vier Stunden bewegte sich was.
Na also, dachte ich mir. Geht doch.
Die M20x1,5 Spannschraube ließ sich über zwei Umdrehungen weiter drehen. Normalerweise gehört dazu auch ein Knall des sich lösenden Konus. Bei mir knallte allerdings nichts.
Komisch.
Abdrücker demontiert und nachgesehen.
Der aus Vergütungsstahl gedrehter Druckpilz war durch die Vorspannkraft in zwei Teile gestanzt.
Die Scherfläche war 4,5 mm breit und hatte einen 17,5 mm Durchmesser.
Eine grobe Kalkulation mit einer Scherpannung von 400 N/mm2 ergibt eine Stanzkraft von rund 10 Tonnen.
D.h. ich habe rund 10 Tonnen aufgebracht, ohne, daß sich die Schwungscheibe auch nur ein bißchen bewegte.
Vor dem Griff zur Flex ging ich doch noch einmal an die Drehbank und fertigte einen neuen, deutlich dickeren Druckpilz.
Nach einer weiteren Stunde mit Verlängerungen, Heizluftgebläse, Propanbrenner und diversen Hämmern und Dornen kam der Knall.
Das Miststück war endlich unten und ich hatte absolut keine Lust mehr, auch nur noch eine weitere Mini-Schraube anzufassen.
Was habe ich heute gelernt?
- Mini's bereiten nicht nur Freude
- Sonntage sind eigentlich Familientage
- Schwungscheiben mit Konus sollte man ihren Erfindern um den Hals binden
- Traue keinem Motor, der lange gestanden hat
- der Tunnel, in dem ich mich bewege, wird immer dunkler
und ich habe noch nicht mal alles gesehen.
Gruß vom Unausgeglichenen