Die einfache Nachricht ist:
Am Freitag d. 20. März 2009 geht die Firma Richard Longman & Co. Ltd. in 'receivership', zu deutsch Insolvenz.
Theoretisch kann das eine Gesundungsinsolvenz sein. Die Erfahrung lehrt, daß es in der Regel mit dem Verschwinden dieser Firma einhergeht.
Nun, den kapitalistischen Grundsätzen folgend hätten dann die 'selbstreinigenden Kräfte des Marktes' dafür gesorgt, daß eine nicht wirtschaftlich geführte Firma stirbt und ihr Kundenpotential freisetzt für besser organisierte Wettbewerber.
Soweit zur Theorie.
In der Praxis sind aber auch ganz andere Überlegungen anstellbar.
Dazu müßte aber für einige überhaupt geklärt werden, wer oder was diese Firma eigentlich war.
Frühe/Mitte '60er gab es in dem kleinen Örtchen Downton eine Tuning- und Motorsportfirma im Süden Englands, Downton Engineering um Inhaber Daniel Richmond.
Rennfahrer dieses Teams war Richard Longman.
Als Downton dann unterging, gründete Richard Longman zusammen mit seinem Partner George Toth (dem Kopfmann) die Firma Richard Longman & Co. Ltd., angesiedelt in Christchurch an der Südküste.
Über Jahre hinweg hatten sie einen großen Namen für MINI-Tuning.
Richard Longman gewann noch Ende der '70er, müßte 1978 gewesen sein, die Britische Tourenwagenmeisterschaft im aktuellen Motorsport mit einem 1275GT in den damals offiziellen Leylandfarben weiß-blau-rot.
George Toth war ein brillianter Kopfmann, der nicht nur mit seiner Serie Köpfe (GT4,GT7,GT14,GT17)Pate stand für noch heute am Markt befindliche Konkurrenzprodukte. Er fertigte auch die Köpfe für die Silk Cut Jaguare der damaligen (ca. 1988) Gruppe C.
Er hatte sich aber jetzt bereits vor ein paar Jahren zur Ruhe gesetzt.
Ausser MINI war Longman & Co auch ein sehr guter Name für Peugeot Tuning.
Und mit dieser Historie, weiterhin aktuellem Motorsport (Mini Challenge und andere Serien) für MINIs und sicher auch Peugeots geht solch ein renommierter Betrieb unter. Warum ?
Und es ist sicher, daß damit die gesamte Erfahrung dieses Teams auch verloren sein wird.
Kopfmann George ist aus Altersgründen nicht mehr da, und seine damaligen Lehrlinge verlieren jetzt den Arbeitsplatz.
MINI-Motorenmann Sid ist in ein Alter vorgedrungen, wo es nicht einfach sein wird, eine neue Beschäftigung zu finden. Und mit 60 reist auch niemand mehr gerne einem Arbeitsplatz nach.
Und was führt nun zu solchen Pleiten, die schon häufiger in diesen Tagen zu beaobachten waren/sind ?
Und es liegt der Verdacht nahe, daß es nicht urplötzlich eintretendes Mismanagement ist. Es besteht eine gute Möglichkeit, daß der 'Geiz ist geil'-Trend auch diese Firma das Leben gekostet hat. Ohne Frage war man sich in Christchurch der Qualität der eigenen Arbeit bewußt und verlangte einen Preis, der von Einigen als angemessen betrachtet wurde, den aber Andere mit dem Modewort 'Abzocke' belegten. Und letzteres Urteil wird heute sehr schnell ausgesprochen.
Ohne aber diese Spekulation weiter vertiefen zu wollen, bleibt ein anderer sehr wesentlicher Aspekt als Fakt stehen.
Auf diese Weise geht im Engineering Sektor sei es Motoren, Kraftübertragungen, Fahrwerke, Karosseriebau oder, oder ein gerüttelt Maß an Kenntnissen und Erfahrungen rückstandslos den Bach hinunter.
Das ist aus fachlicher Sicht eine mittlere Katastrophe.
Und übrigbleiben die zur Zeit auch in GB stark vertretenen 'Halbwisser', die Tuning- oder Rennmotoren in fragwürdiger Zusammenstellung und Qualität anbieten, durch den dadurch aber möglichen scheinbar günstigeren Preis diesen etablierten Fachbetrieben die Grundlage entziehen.
Und ob man sich dieser inahltllichen Abhängigkeit nun anschließt oder nicht, es bleibt eine Tragödie, wieviel Wissen im Bereich Engineering dadurch unwiderbringlich verlorengeht.
Andreas Hohls