[TUTORIAL SPI] 1. Unterdruckschläuche

  • Die Tutorialreihe war bereits seit längerer Zeit an anderer Stelle verfügbar, doch irgendwas sagt mir, dass ein wenig Hilfestellung für SPI-Geplagte, die sich ohne Vorwissen einlesen wollen, auch hier nicht fehl am Platz ist. Viel Spaß damit!

    Schönen guten Morgen, Welt!

    Weil ich gerade an massiven Schlafstörungen leide und mich irgendwie auch nicht richtig dazu aufraffen kann, die Zeit "sinnvoll" zu nutzen, ist mir bei der SpaceNight-Berieselung ne Idee gekommen: Ich fang ne SPI-Tutorialreihe an!
    (Einer muss es ja tun )

    Kapitel Numero Uno befasst sich also, wie oben zu erkennen, mit dem "vacuum hose & vapor trap system". Wer jetzt an luftleere Beinkleider und dampfende Mausefallen denkt, ist hier genau richtig - denn für alle die, die SPI fahren und sich bei Themen wie Map-Sensoren, Unterdruckschläuchen und Benzinfallen nur staunend am Kopf kratzen, ist dieses Tutorial gedacht.

    Kapitel 1.1 - Unterdrucksystem: Die Basics

    Zuerst einmal wollen wir die Funktion der Schläuche in Verbindung mit der Benzinfalle klären, um zu beantworten, zu was man das Gelumpe überhaupt braucht.
    Die SPI (Single Point Injection) besitzt, wie alle aktuellen elektronischen Einspritzanlagen einen MAP-Sensor. MAP steht für Manifold Absolute Pressure, d.h. hier wird der Unterdruck im Ansaugkrümmer gemessen. Wieso? Dieser Sensor gibt dem Steuergerät Auskunft über den momentanen Lastzustand des Motors, erlaubt somit u.A. die korrekte Berechnung des passenden Zündzeitpunktes, der in den verschiedenen Lastbereichen unterschiedlich liegen muss.

    Da es sich hierbei um ein Speed Density handelt, errechnet sich die Einspritzmenge bzw. Einspritzdauer aus der Stellung der Drosselklappe, der Motordrehzahl, dem Saugrohrunterdruck und der Ansauglufttemperatur.

    Der MAP-Sensor sitzt bei SPI-Minis direkt im Steuergerät, weil es durch die Art der Einspritzanlage (TBI: Throttle Body Injection = Saugrohreinspritzung) nicht möglich ist, ihn direkt im Ansaugkrümmer unterzubringen. Da beim SPI zentral vor der Drosselklappe Benzin eingespritzt wird, würde der Sensor mit Benzin in Berührung kommen (Benzindampf, kondensiertes Benzin etc.) und zerstört werden. Aus diesem Grund sitzt er außerhalb und wird über ein Schlauchsystem mit messbarem Unterdruck versorgt. Weil aber durch die Schläuche noch immer Tröpfchenweise Benzin in Richtung Sensor gelangen könnte, ist die Benzinfalle zwischengeschaltet. In ihr sammelt sich Benzin, das durch den kurzen Unterdruckschlauch von der Ansaugbrücke her ankommen kann.

    Ich hab mal nen Versuchsaufbau auf dem Schreibtisch gemacht, weil gerade praktischerweise sämtliche Schläuche inkl. Falle neu vorhanden sind. Wir nehmen also an, dass das Steuergerät des Versuchsminis PalmPowered ist, einen Kühlerdeckel als Ansaugkrümmer hat und der Ansaugschnorchel von einer Infrarotfernbedienung gemimt wird.

  • Kapitel 1.2 - Die "Hierarchie"

    Fangen wir also beim gelben Schlauch am Schnorchel an. Er verbindet das ThermAC-Ventil mit dem ThermAC-Schalter. Das Ventil dient beim Kaltstart dazu, dass so schnell wie möglich durch den Motorblock vorgewärmte Luft angesaugt wird, um rasch ordentliche Abgaswerte zu ermöglichen. Wie der Schalter genau funktioniert, weiß ich zwar nicht, aber ich denke er lässt je nach Temperatur (sollte ein Bi-Metallschalter sein) etwas vom Unterdruck zur Klappe im Schnorchel durch, um diese zu schließen - wenn nötig. Der Schalter sollte in beide Richtungen funktionieren, wierum die Schläuche angeschlossen werden ist daher egal. (Falls nicht, bitte widersprechen! Bin da auch nicht soo bewandert. )

    Vom ThermAC-Schalter geht der rote Schlauch zum Einlasskrümmer. (Fotos aus dem Motorraum folgen demnächst. Solange einfach hoffen, dass die alten Schläuche noch da sind, um sich hinzuhangeln. )

    Von dort aus dient der kurze Schlauch (hier schwarz/weiß) als Verbindung zur Benzinfalle. Die Benzinfalle hängt, von einer Klammer gehalten, an der Feuerwand (Trennung zwischen Motorraum und Fahrgastzelle) links neben/hinter dem Luftfilterkasten. Den Lufi am besten abnehmen, erleichtert das Arbeiten ungemein.

    Die Anschlüsse sind so konzipiert, dass ein "Verpolen" nahezu unmöglich ist (aber "geht nicht" gibts nicht, deshalb der Hinweis, dass die Leitung zur ECU an den grünen Anschluss ran muss!). Die lange, grün codierte Leitung führt dann zum Anschluss an der Unterseite der ECU neben der Steckerleiste des Motorkabelbaums.

    weiter geht's in Beitrag 3

    Evolution is a cycle to turn vital to learn... :rolleyes:

  • Kapitel 1.3 - Die Symptomatik oder: Troubleshooting

    An was merke ich, dass ein Defekt an den Unterdruckschläuchen oder der Benzinfalle vorliegt?

    Das Steuergerät beginnt sich durch den Mangel an passenden Daten "komisch" zu benehmen. (Humor hat, wer über solche Späße lachen kann ) Am häufigsten äußern sich diese Späße in unrundem, zu niedrigem oder zu hohem Leerlauf, spontanem Absterben des Motors, Bocken, Stottern, Fehlzündungen, Knallen im Luftfiltergehäuse, schlechter Gasannahme etc. pp. Außerdem überfettet er in der Regel heillos, was zu Rußwolken aus dem Auspuff und hohem Spritverbrauch bei gleichzeitig ärmlicher Leistung führt.

    Falls du jetzt das Verhalten deines Minis in der Aufzählung wiederfindest, wären die Unterdruckschläuche ein ganz heißer Tipp.

    Was geht kaputt?

    Meistens sind es die Stecker, die von den Schläuchen abreißen oder durch Altersschwäche und die ständig heiße Umgebung zu bröckeln beginnen. Die Schläuche selbst werden ebenfalls spröde, bekommen Löcher/Risse oder werden schon vorher durch Knicke unbrauchbar gemacht. Wenn keine äußerlichen Beschädigungen bestehen, bleibt noch die Möglichkeit, dass sie schlichtweg verstopft sind (falls mit Druckluft gearbeitet wird, Schläuche vor dem Ausblasen komplett ausbauen!). Die Schläuche sind zwar bedingt flexibel, aber leider nicht aus Gummi - also sorgsam damit umgehen. In seltenen Fällen ist die Benzinfalle der undichte oder überfüllte Übeltäter, also nicht außer acht lassen. Falls sie mit Benzin angefüllt ist, kann sie ausgebaut und freigeschüttelt werden. Dazu braucht man allerding ein wenig Geduld.

    So, das hätten wir, weiter geht's mit Teil 4

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  • Kapitel 1.4 - Ersatzteilbeschaffung

    Was kostet mich das nun wieder?

    Keine Angst, es wird nicht teuer - ausnahmsweise mal etwas, das die Urlaubsplanung nur um wenige Cocktails schmälert Das Komplettpaket schlägt momentan mit rund 20€ zu Buche. Wer vorher prüft, welche Teile noch brauchbar sind und welche ersetzt werden müssen, kommt noch billiger weg.

    - Die Verbindung von ThermAC-Ventil und ThermAC-Schalter (gelber Schlauch) trägt die Bezeichnung PHP10027
    - Verbindung ThermAC - Ansaugbrücke (roter Schlauch): PHP10043
    - Ansaugbrücke an Benzinfalle (kurzer, schwarz/weißer Schlauch): MLH10022
    - Benzinfalle: NPC10001
    - Schlauch von Benzinfalle an ECU (grün codiert): MLH10026

    Gehts auch billiger?

    Wer sich jetzt weigert, den Miniteilehändler zu unterstützen, wird im Modellbau- und Motorradbereich fündig. Dort gibt es widerstandsfähige Schläuche, die den Zweck ebenfalls erfüllen. Kommt inkl. Sucherei wohl auch nicht sehr viel billiger, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

    Das wars vorab von mir, ich geh jetzt frühstücken

    Support your local spare parts dealer!

    As long as there ARE still spare parts to deal with...

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  • Nachtrag zum Thema Unterdruckschläuche und Sportluftfilter

    Kapitel 1.5 Sportluftfilter

    Wenn in deinem Mini ein Sportluftfilter (offen/konisch/geöltes Gewebe bzw. Schaumstoff) zum Einsatz kommt, fällt natürlich der Schnorchel mit der Kaltlaufklappe und der ThermAC-Schalter weg.
    Da also weder das Kaltlaufventil noch der Schnorchel vorhanden sind, wenn ein K&N montiert ist, verliert der rote Schlauch seine Funktion. Schalter und Ventil müssten logischerweise im Serienzustand ein druckdichtes System bilden, sonst würde sich die Klappe nicht rühren. Fehlt dieses System und baumelt der rote Schlauch frei und unabgedichtet im Motorraum, zieht der Ansaugkrümmer über ihn Falschluft an und am MAP-Sensor kommt kein richtiger Unterdruck mehr an, was den Motorlauf verschlechtert.

    Man kann also entweder den Schlauch abdichten, oder man dichtet direkt den Anschluss am Krümmer ab.

    MfG
    Tobi

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