Mister Mini
Sir Alec Issigonis, Schöpfer des kleinsten Kultautos der Welt, wäre jetzt 100 Jahre alt geworden.
Sir Alec Issigonis - er hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert
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Kleine Ursache, großer Schock: Kaum hatte Ägypten im Sommer 1956 den Suez-Kanal blockiert, geriet Westeuropa in Panik. Wo sollte man jetzt noch bezahlbares Erdöl herbekommen? Die Suez–Krise befand sich auf dem Höhepunkt und in den Industrieländern plante man hektisch die Zukunft um. Auch in England. Im September schon sollte das Benzin auf 40 Liter pro Kopf und Monat rationiert werden. Also mussten sparsame und kleine Autos her – je schneller, desto besser.
Bei der British Motor Corporation (BMC), damals größter europäischer Hersteller von Personenwagen, hatte zu dieser Zeit Leonard Lord das Sagen und der wiederum legte den Auftrag für die Entwicklung eines genügsamen Vehikels in die Hand eines Mannes, der sich mit dieser Art Auto bereits bestens auskannte: Alexander Arnold Constantine Issigonis, so hieß der Konstrukteur mit vollem Namen.
Nie die Konkurrenz kopieren
Er hatte gerade den kleinen Minor entwickelt, den ersten Bestseller der Marke Morris (1,6 Millionen Mal verkauft), und überdies waren es vor allem zwei seiner wichtigsten Grundsätze, die Issigonis zum idealen Mann für die Aufgabe machten: Erstens hasste er ohnehin alles, was groß war – Häuser, Autos, Organisationen – und zweitens lebte er nach dem eisernen Motto: „Wenn du ein neues Auto baust, kopiere nie die Konkurrenz.“
Der Morris Minor wurde zwischen 1948 und 1971 gebaut
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Dass der erste Mini der Autogeschichte auf einer Serviette entstand, ist natürlich eine schöne Geschichte. Tatsächlich trafen sich Issigonis und seine Gruppe von Technikern (Spitzname: „Issigonis-Zelle“) regelmäßig im Restaurant – immer demselben übrigens, denn der griechisch-stämmige Ingenieur hasste es, wenn man seine Lieblingsdrinks nicht kannte.
Beim Mittagessen nahm dann auf Tischdecken und Speisekarten der neue Kleinwagen Form an. Ein Viersitzer sollte es werden, das war die Vorgabe, den sich jedermann leisten konnte, mit optimaler Raumausnutzung, gediegenem Fahrkomfort und toller Straßenlage. Dazu technisch und optisch vollkommen anders als alle aktuellen Autos.
Und was da gekritzelt wurde, war in der Tat einmalig: Eine knapp mehr als drei Meter lange Box warf Issigonis aufs Papier, mit vier winzigen Zehn-Zöllern ganz außen an jeder Ecke, die Vorderräder angetrieben von einem quer stehenden Vierzylinder mit putzigen 848 Kubik Hubraum, der sich seinen Ölhaushalt mit dem Getriebe teilte; das ganze Autochen gefedert auf Gummi statt auf Stahl, die Schweißnähte zwischen Karosse und Kotflügeln aus Kostengründen außenliegend wie übergroße Regenrinnen. Drei Jahre später, 1959, rollte der erste Mini vom Band.