Bremssättel zerlegen

  • Hi!


    Spricht etwas dagegen, die Bremssättel komplett zu zerlegen, strahlen zu lassen usw., obwohl in der Rep.anleitung steht: "...nicht die Schrauben lösen und den Sattel in beide Bremssattelhälften zerlegen...".
    Wo ist das Problem, wenn man mit neuen O-Ringen alles wieder schön zusammenbaut?


    Gruß,


    Matthias

  • Hallo Matthias,


    es gibt drei Probleme:


    1. Bei den Schrauben handelt es sich um Dehnschrauben.
    Diese sind Schrott, wenn du sie geöffnet hast. Neue wirst du ausser beim Hersteller des Sattels (AP Lockheed) fast nirgends bekommen.


    2. Diese Schrauben werden nicht einfach auf Drehmoment angezogen, sondern auch noch über Winkel. Aber das kann ein Maschinenbauer sicher besser erklären.


    3. Es ist sehr schwierig, O-Ringe zu bekommen, die gegen Bremsflüssigkeit resistent sind.


    In der Oldtimer-Praxis war vor Jahren mal ein Bericht, wie bei ATE (also beim Hersteller!!!) Bremssättel überholt werden.
    Diese kommen danach auf einen Prüfstand und werden unter einem Druck geprüft, wie er bei einer Vollbremsung auftritt.
    Nur Sättel, die diesen Test bestehen, gehen wieder in den Verkauf!


    Bei einer Garagen-Überholung ist dieser Prüfstand die Strasse. Und da möchte ich nicht in der Nähe sein, wenn ein Bremssattel bei einer starken Bremsung ausfällt. Also befolge bitte in diesem Fall dem Hinweis, der sich in allen Rep.-Handbüchern findet, und rühre die Schrauben nicht an.


    Ich habe Bremssättel mal folgendermassen überholt:
    Schlauchanschluss mit passender Schraube verschlossen, Entlüfternippel dringelassen, und Sattel aussen grob gereinigt.
    Danach die Kolben raus, Innenleben mit Spiritus gereinigt und Laufflächen auf Korrosion geprüft.
    Alte Vierkantdichtungen, Kolben und Manschetten sowie die Verschlusschrauben und den Entlüfternippel wieder einbauen, danach die Sättel sandstrahlen.
    Lackierung mit Bremssattellack (ist hitzebeständig und löst sich bei Kontakt mit Bremsflüssigkeit nicht sofort ab) oder kunststoffbeschichten lassen.
    Sattel mit neuen Dichtungen, wenn nötig Kolben, und viel Bremszylindermontagepaste (von ATE) überholen.
    Neue Entlüfternippel rein, und die Sättel sind bereit für den Einsatz.


    Zwar sehen die Sättel etwas anders aus, als die verzinkten Neuteile, aber man kann sie so immerhin den persönlichen Vorlieben anpassen.


    Grüsse


    Jörg

    ...because they don't build cars like they used to...

  • Das trennen der Sattelhälften ist problemlos. Für die spätere Montage einen neuen O-Ring verwenden.


    ABER:


    Bremsen sind Sicherheitsrelevant und sicher nichts für Schrauber Neulinge.

  • Tja, wenn's jeder so exakt machte, gäbe es keinerlei Probleme.
    Die Beschreibung des idealen Weges.


    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Auch meiner Erfahrung nach bringt das Trennen der Bremssattelhälften keine Vorteile. Dichtungen und Kolben lassen sich auch so problemlos entfernen (mit Druckluft, aber nicht die Finger klemmen und nur die äusseren Kolben; die inneren kann man mit einen Dorn durch die Anschlussbohrung rausdrücken) und montieren (nicht verkanten und nur mit evtl. leicht erhöhtem Handdruck).
    Aus Unwissenheit habe ich auch mal einen Sattel getrennt und dann von den Dehnschrauben erfahren. Das Teil habe ich nicht wieder eingebaut, wegen der Gründe die jörg genannt hat.
    Gruß
    Martin

    Minifizierter seit 1990

  • Das Kit CAJJ4021 zum Verbreitern der Zangenhälften enthält längere neue Bolzen.


    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten!
    Ich bin so fixiert aufs zerlegen, weil ich die Sättel galvanisch behandeln lassen wollte.
    Brauche ich denn nur die O-Ringe oder doch die Dehnschrauben, daß habe ich noch nicht ganz verstanden, weil die Meinungen ja auseinandergehen?


    Matthias

  • Dehnschrauben sind mir nicht belegt. Habe auch von keinem einzigen Instandsetzter neue Schrauben an den Sätteln verbaut gesehen.


    Darunter auch ISO zertifizierte Betriebe.

  • Genauso vorgehen, wie 'Jörg990' das sehr detailliert beschrieben hat.
    Dann sind weder Dichtringe noch Bolzen von Nöten, da die Hälften nicht zerlegt werden.


    Andreas Hohls

    Alle Beiträge verstehen sich als rein sachliche Aussage und tolerieren Meinungen und Vorlieben eines Jeden, auch wenn sie konträr entgegenstünden.

  • Hallo Matthias,


    ich meine auch, daß das Vorgehen von Jörg990 perfekt ist.


    Und folgende Aussage ist für jeden, der sich mit der Thematik Zertifikate genauer auseinandergesetzt hat, vollig ohne Belang:


    Zitat

    Original geschrieben von minimotorsport
    Darunter auch ISO zertifizierte Betriebe.


    Zerlegen, allein für die Optik ist der fasche Weg!


    Gruß
    Bosch300


    PS: Für alle, die meinen, ein ORing dichtet immer wie gedacht:
    http://www.fachwissen-dichtung…10_03/Kapitel03_10_03.pdf

    Wer hat Infos zum Black Magic ?

  • Andreas Hohls & Bosch300:


    Danke für die Blumen!


    Matthias:


    Den Hersteller der originalen Sättel gibt es noch, und da der Mini bis vor 3 Jahren noch gebaut wurde, sollten auch noch neue Bremssättel verfügbar sein.
    Wenn dir das zu teuer ist, dann schau dich mal nach Bremssätteln im Austausch um.


    Allerdings hätte ich persönlich Bedenken, wenn an Austauschsättlen die alten Schrauben wiederverwendet werden.
    Und wie Bosch300 schon angedeutet hat: das ISO-Zertifikat besagt nicht, dass die durchgeführte Arbeit fachkundig durchgeführt wurde, sondern nur, dass alle Arbeiten betriebsintern einem Qualitätssicherungssystem unterliegen. Wie hoch die dabei angesetzten Qualitätsnormen sind, kann man daraus nicht ersehen.


    Grüsse


    Jörg

    ...because they don't build cars like they used to...

  • Zitat

    Original geschrieben von jörg990


    ..., sondern nur, dass alle Arbeiten betriebsintern einem Qualitätssicherungssystem unterliegen.


    Leider ist nicht einmal das mehr der Fall! Ggf. handelt es sich nur um einen Teilbereich, der mich als (Groß-) Kunde gar nicht interessiert!



    Zitat


    Wie hoch die dabei angesetzten Qualitätsnormen sind, kann man daraus nicht ersehen.


    Halb richtig. Es werden meißt Qualitätsverfahren/Methoden und deren Einhaltung zertifiziert. Über das fertige Produkt sagt das aber nur beschränkt was aus. Und dann muß man auch wissen welche Nummer was ist! Wer nicht beruflich damit zu tun hat, wird QS 9000 und ISO 900x sicherlich wild durcheinanderwerfen. Es gibt noch reichlich andere und jeder große Hersteller (Ford, GM etc) macht dann noch eine eigene Ergänzung. Und Umweltzwertifikate gibts auch noch, die Nummern sagen dem Laien genausoviel.
    Genug davon.

    Wer hat Infos zum Black Magic ?

  • Zitat von minimotorsport

    Dehnschrauben sind mir nicht belegt. Habe auch von keinem einzigen Instandsetzter neue Schrauben an den Sätteln verbaut gesehen.


    Darunter auch ISO zertifizierte Betriebe.



    Hier scheinen die Meinungen ja auseinder zu gehen. Die Bremsen sind ein extrem Sicherheitsrelevantes Thema, an dem man doppelt gründlich arbeiten sollte.


    Mein Problem liegt darin, dass ich in den nächsten Tagen warscheinlich Metro 4 Kolben Bremssättel bekomme, von denen einer schon mal auseinander geschraubt war. Hätte nun niemand vor kurzem zerlegte Sättel bei ebay angeboten und damit eine etsprechende Diskussion ausgelöst, hätte ich den Sattel unwissend zusammen gesetzt und wieder verbaut ... :o


    Aber, weg mit dem Sattel wird wohl nicht die einzigste Möglichkeit sein! Ich gehe mal schwer davon aus, dass man über den Hersteller auch neue Schrauben und O-Ringe / Dichtungen bekommen kann. Diese dann inkl. neuer Kolben usw. also kompletter Überhohlsatz verbauen.


    Und nun das Wichtigste, nach vollendeter Arbeit die Sättel von einem Betrieb mit entsprechenden Möglichkeiten (Sattelprüfstand f. Vollbremssimulation) prüfen lassen!


    Kennt jemand von euch einen entsprechenden Betrieb? In Köln und Umgebung wäre optimal, aber Sättel lassen sich ja auch verschicken! :D



    So, nun wollen wir doch mal schauen was das hochholen eines solch alten Themas hier bewirkt! :rolleyes:



    MfG
    Pille

    es ist kurz vor fünf vor halb:

  • Keiner eine Idee zu einem entsprechendem Betrieb? Oder Bremsen überhohlen, einbauen und ordentlich in die Bremsen haun und gucken ob alles dicht is!? Nicht grade vertrauenserweckend!
    Ob ich die Teile als Austauch verwenden kann bezweifel ich auch, da da jemand dran rumgeschliffen hat:




    es ist kurz vor fünf vor halb:

  • Ich wurde nun netterweise über PN auf die Firma ATE aufmerksam gemacht, vielen Dank an dieser Stelle!
    Ist aber natürlich nicht grade um die Ecke, eventuell kennt noch jemand eine andere Fima die etwas in der Nähe liegt (Erftstadt - Köln - Umgebung), ansonsten gehts eben mit der Post hin.
    Werde morgen in jedem Fall mal da anrufen und mich erkundigen, was die dazu sagen, dass ich die Sättel selber überhohle und die nur den Test machen sollen. Sollten die ja eigentlich nicht so gerne sehen, die machen da dann ja nicht das grosse Geschäft dran ... aber kundenfreundliche Firmen sollten auch nur den Test für den privaten Mann machen. :D


    Eventuell hat noch jemand ne Idee dazu wieso die Sättel abgeschliffen wurden, der Verkäufer hat sich diesbezüglich leider noch nicht gemeldet ... mal abwarten.



    MfG
    Pille

    es ist kurz vor fünf vor halb:

  • man könnte sich mit wenig aufwand n teststand bauen (geberzylinder, paar leitungen, manometer) und die sättel damit "abdrücken"
    bei 200-300 bar aber nicht ungefährlich

    If you can't stand a joke, don't drive one

  • Auch wenns schon lang her ist.


    Zitat von Veit

    Wie geht man eigentlich bei den 4 Kolben Bremsätteln vor?
    Im speziellen, wenn man die Spacer für die Innenbelüfteten Scheiben einsetzen will?


    Grüße
    Veit


    Mal ne nette Mail an den Hersteller schreiben und man bekommt kompetente Antwort. Hab ich bei KAD gemacht. Super nette Antwort, alle nötige Teile beschrieben und die entsprechenden Schrauben wurden inkl Anzugsmomente beschrieben...

  • Zitat von KLAS

    man könnte sich mit wenig aufwand n teststand bauen (geberzylinder, paar leitungen, manometer) und die sättel damit "abdrücken"
    bei 200-300 bar aber nicht ungefährlich


    Bei mir wohl grösserer Aufwand ... keine Leitungen, kein Geberzylinder und Manometer vorhanden, heisst müsste ich anschaffen oder leihen ... und die Leitungen macht man ja auch nicht einfach so ...



    Zitat von schubi

    Auch wenns schon lang her ist.




    Mal ne nette Mail an den Hersteller schreiben und man bekommt kompetente Antwort. Hab ich bei KAD gemacht. Super nette Antwort, alle nötige Teile beschrieben und die entsprechenden Schrauben wurden inkl Anzugsmomente beschrieben...



    Mail hab ich zunächst an ATE geschrieben, die überhohlen, also werden die auch Schrauben und Werte da haben, schätze ich zumindest mal ...
    Hersteller der Austin Metro Bremsen weiss ich leider nicht, steht zwar was auf den Sätteln, is aber nur ne Teilenummer ...



    MfG
    Pille

    es ist kurz vor fünf vor halb:

  • Zitat von FritzPille


    Hersteller der Austin Metro Bremsen weiss ich leider nicht, steht zwar was auf den Sätteln, is aber nur ne Teilenummer ...



    MfG
    Pille


    AP vielleicht ?

    "So lange mein Chef tut als würde ich viel verdienen,
    tue ich so, als würde ich viel arbeiten".


    frei nach dem Motto:


    "Wer den ganzen Tag arbeitet, hat keine Zeit zum Geld verdienen"


    ...is sogar was dran :rolleyes:

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