Original-Mayfair von '83

  • Hallo zusammen,

    ich hatte das Auto im Van-Thread schon mal erwähnt, aber eigentlich hat er doch einen eigenen Beitrag verdient ;)

    Nachdem ich ca. 10 Jahre eine Dauersuche über Minis von '83 in den Kleinanzeigen eingestellt hatte, war die Bilanz nicht beeindruckend: Vielleicht 3-4 Autos über die man hätte nachdenken können waren in der Zeit aufgetaucht. Ich dachte schon, es sind keine Minis mehr übrig, die so alt sind wie ich... bis mir dieser hier angezeigt wurde!

    Er wurde nur bis '93 gefahren, neu getüvt und dann aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen in eine trockene Halle gestellt. Bis auf einen schnell-schnell reparierten leichten Heckditscher zeigte sich auch sehr wenig Rost und ansonsten ein reizender Originalzustand. Könnte mir vorstellen, dass das Lenkrad und die Alufelgen schon bei Auslieferung montiert wurden. Die Bonini-Tüte auch. Dazu die seltene Farbe Oporto Red und einen extra Motor gab es auch noch dazu... wer kann da schon nein sagen? ;)

    Also Anhänger hinter den Rover und den Fang eingeholt.

    Dann erstmal Bestandsaufnahme. Einen Ersatzmotor gibt es ja meistens nicht aus Spaß dabei. Offenbar handelt es sich hier um ein Übergangsmodell, es ist ein A+-Motor verbaut aber Verdrahtung und Magnetschalter für A-Serie parallel vorhanden. Vermutlich war da auch jemand angesichts des ausgebauten Anlassers überfragt. Also wieder angeschraubt und ein paar Kabel verlegt, so dass der externe Magnetschalter als Anlasserrelais fungiert.

    Mit dem etwas klebrigen Vergaser habe ich mich gar nicht auseinandergesetzt, sondern direkt den zur Hand liegenden, überholten HS4 draufgesteckt. Dann die Zündung getestet und für gut befunden und schon... lief er tatsächlich, vom Hilfstank gefüttert! Bislang auch keine Anzeichen für irgendwelche Malässen.

    Dann die Kupplungsbetätigung gängig gemacht und schon war das Gerät etwas leichter zu bewegen, denn das Schieben mit halbfesten Trommelbremsen rundum war schon etwas anstrengend.

    Die Originaltüren waren dabei, aber unten völlig durch. Die eingebauten grünen gingen halbwegs, aber für gut konnte man da auch nicht mit los und die Arbeit wäre am Ende die gleiche. Also lieber erstmal zwei bereits früher fertig gemachte aus dem Regal dafür vorgesehen und den ersten Haken an die Blecharbeiten gesetzt ;) Die Originalen mache ich später mal.

    Dann waren die üblichen "Scheuerstellen" dran: beide Einstiege in der Mitte sowie unter den Ausstellfenstern.

    Anschließend ging es ans Heck. Mit der Methode des genauen Hinsehens zeigte sich, dass die rostfreie Heckschürze mit einer Hingabe angeschweißt war, die es ermöglichte, sie von Hand wieder abzureißen. Umso besser. Die Hinterkante war wie erwartet etwas porös und der Boden zu wellig für meinen Geschmack. Also die Hilfsrahmenwinkel rausgebohrt und alles mit neuem Blech versehen.

        

    Ich hätte noch etwas mehr nach hinten ziehen können, die Heckklappe (die nur ausgebeult werden musste) sitzt so ein kleines bisschen stramm. Der Haltewinkel für den Tank blieb draußen, zu Gunsten des Kofferraumvolumens kommt nur ein kleiner Tank rein. Und da man nie weiß, was mir in ein paar Jahren noch so einfällt, habe ich auf der rechten Seite auch gleich noch die Befestigungsbohrung für das Tankband vorgesehen, die man schlecht setzen kann wenn alles zusammengebaut ist ;) Dann noch abgedichtet und piekfein in Wagenfarbe lackiert.

    Auch am Schweller machen kleine Löcher ungefähr die gleiche Arbeit wie große, deswegen habe ich den rechten Außenschweller komplett ersetzt. Bis auf ein paar kleine Anschlussstellen gab es da sonst auch nicht viel drumherum zu beanstanden.

    Richtig übel war die Motorhaube, die auch zeitweilig auf der Abschussliste stand. Da war das rechte Scharnier fast abgerostet. Schließlich habe ich mich aber doch entschlossen, sie instandzusetzen, um die Originalität zu erhalten.

         

    Dann noch den Boden ausgebeult - da hatte jemand mit großer Motivation versucht, nach dem Zufallsprinzip eine Stelle zum Aufbocken zu finden. Offenbar mit der Maßgabe, die weichsten Stellen zu finden... vorne unterm Fußraum... unterm Sitz... an den Außenschwellern... am Rahmen ganz außen... naja. Nichts, was der große Gummihammer nicht wieder hinkriegt.

    Das war es in etwa zu den Blecharbeiten - insgesamt noch überschaubar. Die Spot-Repair-Lackierung musste ich mir aber leider abschminken angesichts der vielen kleinen Reparaturstellen, so dass ich die Originalaufkleber leider nicht erhalten konnte. Irgendwas ist ja immer!

    Und dann... kam erstmal der Umzug :)

    Ausreichend Schlaf ist kein Ersatz für Kaffee!
    Und umgekehrt.

  • Offenbar handelt es sich hier um ein Übergangsmodell, es ist ein A+-Motor verbaut aber Verdrahtung und Magnetschalter für A-Serie parallel vorhanden. Vermutlich war da auch jemand angesichts des ausgebauten Anlassers überfragt. Also wieder angeschraubt und ein paar Kabel verlegt, so dass der externe Magnetschalter als Anlasserrelais fungiert

    A Anlasser war bis 84/85 rum verbaut erst dann kam der späte mit Magnetschalter.

    Auf Erfahrung vertrauen

  • Danke für die Info...

    Zwischendurch hatte ich schon einen Haufen Teile bestellt um die Mechanik zu überholen. Das wollte ich nicht übertreiben, schließlich war der verkehrstauglich abgestellt worden. Aber Bremsen und diverse Dichtungen sollten schon eben neu. Der Rest kann nach Bedarf oder Gefühl folgen, wenn er auf der Straße ist, so wie beim schwarzen damals... Federelemente und solche Späße.

    Nun galt es, sich noch der Erhaltung der Originaloptik zu widmen. Also ein paar Proben Goldfolie bestellt, um den richtigen Farbton für die Aufkleber zu bestimmen. Plotter haben wir in der Familie selbst, so war das Ausprobieren nicht teuer. Dann vermessen und dokumentiert, damit alles später an der richtigen Stelle landet.

    Zusätzlich zu den Mayfair-Schriftzügen musste ich die Zierstreifen händisch aus der selben Folie schnitzen. Das ging ganz gut, weil keiner länger als einen Meter sein muss :D

    Das Mini-Emblem für die Heckklappe fehlte leider, deswegen hab ich eins aus dem Fundus schön sauber gemacht und dann in Stempeltechnik neu "gesilbert". Das hat richtig gut geklappt. Nur leider kein Bild gemacht...

    Damals rollte der Flitzer auf Dunlop-Alus. Die sind rein optisch nicht so mein Freund, aber mal ohne schwarze Innenlackierung fand ich die gar nicht so schlecht. Aber da ich schon seit langer Zeit meine Ronal-Kleeblatt für so eine Gelegenheit aufbewahrt habe und das Ergebnis damit ziemlich ähnlich und genauso zeitgenössisch ist, sollten stattdessen letztere zum Einsatz kommen. Inzwischen weiß ich auch, warum man die so selten sieht - kein Lackierer wollte sich damit so recht auseinandersetzen. Also selbst ans Werk, erst mit Silber, dann mit 2K-Klarlack. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denke ich. Ich tippe, bei den Dingern werden die Trommelbremsen auch von Vorteil sein, allzu oft putzen macht bestimmt nicht viel Spaß.

    Die original in silbernem Plastik gespritzten Nabenkappen waren größtenteils hin, aber eine konnte als Modell für den 3D-Druck herhalten. Also nachkonstruiert, mit ABS-Harz gedruckt und anschließend so ähnlich lackiert wie die Räder. Das machte sich auch ziemlich gut.

    Dann noch die coolen braunen Velourssitze aufbereitet, sind zwar die alten "Hängematten" aber erstmal probieren wir das so, bevor über Aufpolstern oder so nachgedacht wird. Der Teppich ist Chocolate Brown, soweit OK aber es fehlen die zwei kleinen Stück auf dem Sitzquerträger. Falls jemand noch welche hat... ;) Die Sitzverstärkung habe ich etwas archaisch aus dickem Gummi aufgenietet, mal sehen wie das hält. Auch die Lappen für die Radhäuser waren noch gut in ihrem fulminanten Braun!

            

    Leider leiden die Cibié-H4-Scheinwerfer, mit denen der Wagen kam, ganz leicht unter angelaufenen Reflektoren. Die sind mehr oder weniger Unobtainium, und mir liefen zufällig die umschaltbaren mit Bilux-Sockel in NOS über den Weg. Leider habe ich davon beim Upgraden der Steckverbinder vorn einen zerdeppert, also war wieder die Scheinwerferfrage offen. Jetzt habe ich mich erstmal für gute gebrauchte mit Bilux-Sockel und aufgearbeiten Lampenringen entschieden.

    Zwischenzeitlich wurde ein bisschen lackiert und geschliffen, versiegelt, geschliffen, geschliffen, poliert...

    Das Ergebnis ist wirklich schön geworden. Erster Farbvergleich stellte schon mal zufrieden:

    Links die alte Tür, rechts die neue. Dann war allerdings nicht nur Winter, sondern auch die Werkstatt noch nicht fertig. Also erstmal immer mal wieder hier ein bisschen was dranbauen, hier was ab und saubermachen...

    Ausreichend Schlaf ist kein Ersatz für Kaffee!
    Und umgekehrt.

  • ...und wenn man das lange genug gemacht hat, ist er irgendwann fertig ;)

    Los ging es mit der Montage der Scheiben. Mit Hilfe der Gattin fanden diese ohne sich groß zu wehren ihre Plätze, mit Keder sah das Ganze dann schon wieder wie ein richtiges Auto aus!

        

    Und wenn man die neuen goldenen Aufkleber erstmal hat, kann man unmöglich bis zum Schluss warten, sie aufzukleben. Entsprechend sieht man auf der Heckklappe schon den neuen Schriftzug!

    Das Mini-Emblem fehlte, aber es fand sich noch ein brauchbares im Regal. Das habe ich schön saubergemacht und in Stempeltechnik neu versilbert. Sieht aus wie neu!

    Auch innen sollte alles aussehen wie original. Da das Auto aber offiziell der Frau gehört, waren die Ansprüche etwas anders als im Schwarzen - sprich da musste auch Musik rein. Vorher war das alte Opel-Radio mit doppelseitigem Klebeband auf der Ablage befestigt, das geht natürlich nicht. Alte Gehäuse waren auch nicht zur Zufriedenheit aufzutreiben, also ein neues gekauft und das schon ewig gelagerte Grundig, das jetzt über die Wechslersteuerung ein USB/SD-Modul befeuert. Und für zusätzliche moderne Schnittstellen kam noch eine USB/Steckdosenkombi unter die neu (mit altem Dachvinyl vom MX5) bezogene Ablage. Vorsicht vor den billigen USB-Teilen: das erste rauchte direkt mit einem Puff ab. Innen falsch verlötet. Daher gab es ein etwas hochwertigeres aus dem Motorradbereich.

    So sah das doch erstmal sehr zeitgenössisch aus. Fehlten noch Fußmatten. Dafür waren noch zwei von den Unipart-Matten aus dem damaligen Zubehör auf Lager, wenn auch schon etwas abgeliebt. Die habe ich mit Gummikleber und Flicken wieder stabil und undurchlässig gemacht. Neue wären schön, aber nicht so leicht aufzutreiben. Also falls noch jemand ein paar hat... :D

    Nachdem innen alles soweit fertig war, habe ich die Türen eingebaut. Rechts sehr unproblematisch und es bot endlich neue Fläche, das Dekor aufzukleben ;) Damit ergab sich schon ein Anblick, wo man sich auch einfach mal neben setzen und genießen kann (dafür der Stuhl).

    Links zeigte sich leider, warum man vor dem Lackieren im Zweifel alles einmal zusammen bauen sollte. So musste ich noch etwas tricksen und von nahem betrachtet, ist das wirklich nicht optimal. Sieht aber von weitem gut aus und motiviert umso mehr, die Originaltüren dann auch mal fertig zu machen.

    Im Motorraum war es besonders die Isolierung der Spritzwand, die negativ ins Auge fiel. Nach Entfernen zeigte sich darunter glücklicherweise eine makellose, saubere rote Fläche. Dafür habe ich aus Armaflex eine neue Matte geschneidert und war selber verblüfft, wie das die Hütte aufwertet.

    Noch immer stand der Mini auf Böcken - zum einen zwecks Überarbeitung der radnahen Komponenten, zum anderen um die Radläufe auszurüsten. Dort fanden nämlich nach einem schützenden Anstrich die zonewiczschen Innenkotflügel ihren Platz. Die halten fast von selbst, finden aber jetzt stellenweise auf edelstählernen Stehbolzen ihren Platz und nutzen teilweise die Verbreiterungsschrauben mit. Tolle Sache!

        

    Schließlich noch "normale" Überholarbeiten, z.B. das Handbremsseil (wohl das einzige an dem Auto was wirklich richtig übel schrott war!!), Bremsen, Leitungen, Relaisumbau, rostige Stoßstange wieder schwärzen, das Übliche. Schließlich, im Frühjahr, war es soweit: ganz kurz vor dem IMM durfte der kleine nach 30 Jahren wieder in die freie Wildbahn!

    D.h. aber erstmal hinter seinen entfernten Cousin aus dem selben Werk, um zum Tüv gebracht zu werden.

    Einige kleine technische Kneifer haben mich dann doch davon abgehalten, damit nach Geiselwind zu fahren, aber inzwischen hat er den Schwarzen erfolgreich abgelöst!

    Ausreichend Schlaf ist kein Ersatz für Kaffee!
    Und umgekehrt.

  • hmmm..den 83er Mayfair gab es doch nur in schwarz und silber, oder habe ich da was verpaßt oder überlesen? Nichtsdestotrotz...weiter so :thumbs_up:

  • Waren das vielleicht die "Normalfarben"? D.h. für Geld gab's auch Oporto Rot :D Aber ich meine zumindest auch schon mal die hellgrün-Metallicvariante mit grauen Sitzen gesehen zu haben.

    Das Kennzeichen war das alte, aber es war nur noch eins davon da und er wurde '93 abgemeldet. Hab ich drangelassen, damit es nicht so leer aussieht und der Prüfer sich irgendwo dran festhalten kann ;)

    Ausreichend Schlaf ist kein Ersatz für Kaffee!
    Und umgekehrt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!