Wiederbelebung Mini Radford De Ville

  • Damit das Leder wieder seine Widerstandsfähigkeit für den Alltag bekommt, muss es vor allem wieder geschmeidig werden. Mangelnd Pflege über mehrere Jahrzehnte habe es sehr spröde und hart werden lassen. Das führt natürlich zu Rissen im Leder, aufgeplatzten Nähten und es ist sehr anfällig bei mechanischer Belastung. Mit Leder-Softener kann das Leder wieder sehr geschmeidig gemacht werden. Dazu muss der Softener vor dem Farbauftrag in das Leder eingebracht werden. Mit einer Rolle oder wie in meinem Fall mit einem Inline-Skate, kann man das Leder vorsichtig durchwalken, damit sich die Fasern wieder lösen und der Softener tief in die Struktur eindringen kann. Dies geschieht in mehreren Durchgängen.

    Nachdem der Softener einige Tage einwirken konnte, habe ich wieder die Leder-Tönung aufgebracht. An der Rückenlehne kann man die Reparaturstelle nur noch sehen, wenn man weiß wo sie ist, wirklich nah dran geht bzw. mit der Hand erfühlen.

    Der klassische Vorher-Nachher Vergleich darf natürlich nicht fehlen. Denn das macht die eigentliche Freude aus und lässt den ganzen Aufwand vergessen.

    Abschließend noch der fertige Sitz bei schönem Sonnenlicht. Da kann ich mir den eigentlich überflüssigen Hinweis nicht verkneifen, dass Sitz und Leder inzwischen gut 50 Jahre alt sind.

    so long

    der Doc

  • Parallel zu den Herausforderungen der Innenausstattung, stehen natürlich auch „normale“ Restaurationstätigkeiten an. Da bekanntermaßen bei dem Radford beide Türen fehlten, hatte ich auch keine Scharniere. Einen gebrauchten Satz konne ich auftreiben, dieser war aber erst einmal zu überholen.

    Begonnen habe ich mit dem Entlacken und Entrosten. Die Scharnierbolzen waren natürlich ausgeschlagen. Hier darf man sich nicht täuschen lassen. Auch Scharniere die in der Hand spielfrei erscheinen, sich aber eher leichtgängig anfühlen, haben im eingebauten Zustand meist doch Spiel. Sie sollten also eher schwergängig sein, ohne dass dies durch Rost hervorgerufen wird. Wenn die Scharniere erst einmal lackiert und montiert sind, ist es besonders ärgerlich, wenn man erst dann Spiel im Scharnier feststellt.

    Also habe ich die Scharnierbolzen herausgeschlagen und mit einem passenden Bolzen die Buchse ausgedrückt. Mit einem etwas kleineren Bolzen, der genau in die Buchse passt, lässt sich die neue Buchse einziehen. Nun kann man den neuen Scharnierbolzen wieder in das zusammengesetzte Scharnier treiben. Hierbei ist wichtig, dass man sich sicher ist, welche Seite vom Scharnier später oben ist, um nicht das verzahnte bzw. gerändelte und angefaste Ende vom Bolzen später im Sichtbereich zu haben.

    Bei alten Scharnieren kommt es allerdings vor, dass die Löcher im kurzen Scharnierteil aufgeweitet sind. Dann dreht sich der Scharnierbolzen im Scharnierstück anstatt in seiner Buchse. So war es auch bei meinen Scharnieren. Mit einem kleinen Schweißpunkt, der vom Scharnierteil zum Bolzen geht, lässt sich das ungewollte Spiel vermeiden. Das sollte eigentlich die Rändelung übernehmen, aber wenn das Loch bereits zu groß ist muss man zu härteren Maßnahmen greifen. Der Schweißpunkt lässt sich hinterher auch gut glattfeilen, sodass man nach dem Lackieren nichts mehr sieht.

  • Mehr und mehr musste ich von meiner bisherigen Vorgehensweise, der Reverse-Restauration, umschwenken auf die klassische Vorgehensweise bei der primär das Fahrzeug zerlegt und zu gegebener Zeit die Teile aufgearbeitet werden. Dennoch bin ich froh bereits zahlreiche Teile im überholten und komplettierten Zustand eingelagert zu haben.

    Beim Faltdach bleibt es nicht aus, dass viele Einzelteile gemeinsam zerlegt aber nur separat aufgearbeitet werden können. Das inzwischen gut 50 Jahre alte WEIßE Faltdach hat weder innen noch außen nennenswerte Beschädigungen. Und da es sich im gespannten Zustand am besten reinigen lässt, habe ich mithilfe des zuvor schon erfolgreich genutzten „Lederreiniger Stark“ den äußeren Bezug stepweise gesäubert.


    Außer ein paar kleine Teerflecken, die ich separat angehen musste, hat sich der Bezug als sehr gut gezeigt. Ein Tausch ist hier absolut nicht notwendig.

    Innen ist das Faltdach, als auch die Verkleidungen drumherum, bis auf ein paar kleine Macken unbeschädigt. Die Reinigung über Kopf durchzuführen, ist nicht sonderlich verlockend. Somit erfolgt hier nur der Ausbau und die Reinigung später.

    Der Windabweiser ließ sich schon recht gut säubern. Die Chrombeschläge habe ich direkt mit Nver Dull wieder zum Glänzen gebracht.


    so long

    der Doc

  • Der Ausbau des Faltdaches ist ein ständiges Spiel von Try and Error. Wirklich brauchbare Anleitungen gibt es nicht. Die Herausforderung ist irgendwie zu verstehen wie Aufbau und Funktion miteinander zusammenhängen, ohne das Faltdach dabei zu beschädigen. Mein Weg war letztendlich durch das Entfernen der seitlichen Schienen auch das Dach aushängen zu können, um anschließend an die Verschraubungen am hinteren Ende zu gelangen.

    Der wesentliche Unterschied zu neueren Faltdächern ist, dass das alte Webasto Faltdach einen Holzrahmen hat, der mit der Karosserie vernagelt ist und auch zahlreiche Verkleidungsteile miteinander vernagelt und nicht verschraubt sind.

    Im ausgebauten Zustand haben sich an den Bauteilen einige handschriftliche Zahlen gezeigt, die aber keinen erkennbaren Zusammenhang haben. Auf der Innenseite des Faltdaches war mit Bleistift noch einmal RADFORD plus eine vierstellige Zahl notiert.

    Für mich überraschend war, dass auf dem erst von Radford eingebauten Faltdach trotzdem weinroter Farbnebel von der von Radford lackierten Farbe war. Folglich wurde das Faltdach erst eingebaut und dann das Fahrzeug lackiert. Für mich eine Vorgehensweise, die mir Kopfschütteln bereitet. Mit etwas Mühe und vorsichtigem Umgang mit Verdünnung, war der Farbnebel wieder weitestgehend zu entfernen.

    Und damit das Auge auch ein bisschen Freude hat, habe ich noch schnell die Aluschienen aufpoliert.

    so long

    der Doc

  • Das Faltdach habe ich erst einmal gut verpackt eingelagert. Als nächstes habe ich mich der Mittelkonsole gewidmet. Um so mehr ich sie freigelegt habe, desto schlimmer sah sie aus. Sie hatte zahlreiche Risse, war am Schalthebelausschnitt gebrochen, es fehlten sogar einige Ecken und es hat sich gezeigt, dass die Konsole seinerzeit sehr schlecht laminiert wurde. Es gab diverse Stellen, da hat nur das Gelcoat die Form ausgefüllt. Die anschließend einlaminierten Glasfasermatten haben jedoch nicht bis zum Gelkot gereicht. Es befand sich nur Luft zwischen Gelcoat und GFK. Dies Bereiche waren natürlich mittlerweile aufgebrochen und sehr unschön.

    Zusätzlich war die Mittelkonsole mit einer Farbschicht oder anderweitigen Beschichtung überzogen, die inzwischen auch abblätterte. Für die Überarbeitung musst das alles erst einmal runter. Mit dem Schaber und Messer habe ich alles freigekratzt. Mit dem Dremel habe ich alle schadhaften Stellen aufgefräst und freigelegt. Auch die ganzen Risse habe ich erweitert, um sie später wieder aufzufüllen.

    Erst musst die Konsole jedoch ihre Stabilität wiederbekommen. Mit einer Holzlatte habe ich die gebrochene Stelle „geschient“. Von der Rückseite habe ich dann mit kleinen GFK Stücken und Epoxi Harz die Bruchstelle repariert. Auch andere gerissenen Stellen habe ich so wieder stabilisiert bzw. fehlende Bereiche wieder aufgebaut.

    Danach habe ich überall wo Material gefehlt hat die Stellen mit GFK-Spachtel aufgefüllt. Damit war die Mittelkonsole zumindest schon mal wieder formstabil als Grundlage für die weitere Aufarbeitung.

    so long

    der Doc

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