Der Schraube den Schrecken nehmen oder wie beurteile ich die Spanansammlung an der Ölablaßschraube
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Madblack -
4. Juni 2021 um 18:21 -
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Der Schraube den Schrecken nehmen....
Wie den Meisten bekannt sein wird, hat die Mini Antriebseinheit eine Ölablaßschraube mit einem magnetischen Stab. Hier sammeln sich während des Betriebes magnetische Abriebe an, die bei einem Ölwechsel dann zutage kommen. Je nach Wechselintervall, dem Zustand des Motors und der Behandlung durch den Eigentümer/Fahrer sind die Ansammlungen mal mehr, mal weniger und manchmal erinnern sie auch an einen „Tannenbaum“.
Was auf den ersten Blick katastrophal aussehen mag, ist nach einer vorsichtigen Reinigung der Ablaßschraube plötzlich gar nicht mehr so furchteinflößend. Wie man die Spanansammlung richtig deutet, darum geht es in diesem Artikel.
Hier eine Schraube aus einem MPI, die Laufzeit seit dem letzten Service ist leider nicht bekannt.
Zunächst sehen die mit schwarzem, dickflüssigen Öl überzogenen Späne und „Bröckchen“ alles andere als vertrauenerweckend aus. In diesem Zustand kann man aber keine Rückschlüsse ziehen, wie es der Antriebseinheit im inneren so geht, daher muss man sich an ein aussagekräftiges Ergebnis langsam herantasten.
Als ersten Schritt sollte man das anhaftende Öl von dem Abrieb entfernen, ohne jedoch die Späne abzuwischen. Dafür wird die Schraube auf einem sauberen (!) und saugfähigen Stofftuch vorsichtig mit Bremsenreiniger eingesprüht. So wird schon einmal die erste Schicht Schlamm abgeführt. Da nun aber die Gefahr besteht, daß ebenfalls Späne abgelöst werden, wird der Magnetstab in der „Bremsenreinigerpfütze“ hin und hergedreht und getupft, so daß er die eventuell abgelösten Späne wieder anziehen kann. Diesen Vorgang wiederholt man mehrfach, bis der „Ölschlamm“ abgewaschen ist.
Nun sieht die Ansammlung schon nicht mehr so schlimm aus, aber „schön“ ist sie immer noch nicht.
Jetzt wischt man den Magneten in einem sauberen Papiertuch ab und nimmt anschließend die im Papier hängenden Späne wieder mit der Schraube auf.
Ganz zum Schluß nimmt man die Späne mit Daumen und Zeigefinger vom Magneten ab und reibt diese Späne noch einmal über das Papiertuch, bis sie wirklich sauber sind.
Was nach dieser Prozedur noch sichtbar ist, das ist der „Kaffeesatz“, aus dem man lesen kann ;-)
In unserem Beispiel sah das dann aus wie folgt:
Oben eine Ansammlung kleinerer Späne, links zwei größere „Chips“ und rechts drei Krümel Dichtmasse, die vom Ölschlamm an den Magneten geklebt wurden.
Die Anzahl der kleineren Späne wurde in diesem Fall als unbedenklich eingestuft, zumal die Km Leistung seit dem letzten Service unbekannt, aber hoch war.
Die größeren „Chips“ wurden genauer untersucht, konnten aber keinem Bauteil zugeordnet werden. Da nur diese beiden Teile vorhanden waren und keine weiteren Bruchstücke ähnlicher Art, wurde dieser Befund zur Beobachtung ausgesetzt. Das heißt, die Teile wurden auf einem Stück Klebeband gesichert, um beim nächsten Ölwechsel in 5000km als Vergleich zur Verfügung zu stehen. Sollten sich dann wieder einer oder mehrere von diesen Chips im Öl befinden, kann man darüber nachdenken, die Einheit zu öffnen, bevor schlimmeres passiert.
Natürlich kann der Magnet nur einen Teil der im Ölkreislauf befindlichen Fremdkörper aufnehmen. Von daher ist es ratsam, das abgelassene Öl ebenfalls zu untersuchen.
Da der fachkundige Mini Mechaniker das Öl natürlich(!) in eine saubere Wanne abgelassen hat, kann man nach einiger Wartezeit das Öl vorsichtig in ein anderes Gefäß umfüllen und sich dann den Bodensatz zu Gemüte führen. Hier findet man dann ggfs. die nicht magnetischen Abriebe aus Aluminium und Messing, sowie Kunststoffteile, Reste von Dichtmasse, etc. Hilfreich ist, wenn man mit einer Taschenlampe in die Ölschicht hineinleuchtet, was den metallischen Abrieb gut sichtbar macht. In der Regel glitzert ein wenig Messing- und Aluminum“staub“, so lange keine größeren Teile entdeckt werden, ist alles ok.
Hier noch ein Beispiel einer Ablaßschraube im vorher/nachher Zustand:
Wie ihr seht, lohnt sich der Aufwand, um der Schraube den Schrecken zu nehmen.
Wer es ganz genau machen möchte hält die Befunde photographisch fest und kann so bei jedem Ölwechsel vergleichen, ob sich im Inneren der Antriebseinheit „etwas tut“.
Mit etwas Erfahrung kann man so anhand von Art und Menge des Abriebs eine Aussage treffen, was sich eventuell gerade „zerlegt“ und ob ein Weiterbetrieb ratsam ist.
Viel Erfolg und wenig Späne!!
PS: Mein persönlicher Favorit in gereinigtem Zustand, außer einigen „Fussel“ ist nicht zu entdecken