TECHNICAL: "Einpresstiefe" und Lochkreis - was bedeutet das?
Zuerst werfen wir einen Blick auf diese Schnittzeichnung einer Mini Aufhängung:
1) Einpresstiefe:
Als Einpresstiefe einer Felge bezeichnet man den Abstand zwischen der Mittellinie und der Anlagefläche der Felge an die Nabe. Sie kann positiv oder negativ sein und wird in Millimetern gemessen. Die Einpresstiefe hat einen großen Einfluss auf viele Eigenschaften der Aufhängung wie z.B. die Geometrie, die Freigängkeit zwischen Reifen und Aufhängungselementen, den Lenkrollradius und den optischen Aspekt, wie "satt" das Rad das Radhaus ausfüllt. Die Einpresstiefe wird oft als "ET" abgekürzt.
- Einpresstiefe "0" - Die Anlagefläche der Felge liegt in einer Ebene mit der Mittellinie der Felge.
- positive Einpresstiefe - Die Anlagefläche der Felge ist nach aussen verschoben. Einen positiven Wert der Einpresstiefe findet man generell an modernen Fahrzeugen.
- negative Einpresstiefe - Die Anlagefläche der Felge ist nach innen verschoben, das Felgenbett ist von aussen gesehen "tiefer".
Diese Bild zeigt die drei Möglichkeiten.
Die Einpresstiefe ändert die Spurweite eines Fahrzeugs. Scheibenbremsen verbreitern beim Mini die Spur der Vorderachse gegenüber Trommelbremsen um 1" oder 25,4mm pro Seite! In den meisten Fällen muss bei Felgen mit einer Breite über 5" der vordere Kotflügel ausgeschnitten werden, wenn Scheibenbremsen verbaut sind. Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist das nicht nur bei 13" Felgen der Fall. Natürlich spielt der Raddurchmesser auch eine Rolle, aber ausschlaggebend ist hier die Einpresstiefe.
Mit zunehmender Breite der Felge muss üblicherweise die Einpresstiefe abnehmen, damit die Felge innen nicht in Kontakt mit dem Stoßdämpfer oder anderen Aufhängungsteilen kommt.
2) Lenkrollradius
Der Lenkrollradius ist der Abstand zwischen der Lenkachse und der Mittellinie des Rades, gemessen in der Ebene der Aufstandsfläche. Die Lenkachse ist die Linie durch die beiden Drehpunkte des Achsschenkels. Bei McPherson Federbeinen ist der obere Punkt das Domlager und der untere Punkt das Traggelenk. Bei Aufhängungen mit zwei Querlenkern sind die Drehpunkte die beiden Traggelenke.
Die Neigung der Lenkachse wird in Grad zur Mittellinie des Rades gemessen. Das bedeutet, wenn der Sturz am Achschenkel einstellbar ist (Beispiel Volkswagen), dann kann damit die Neigung der Lenkachse und somit der Lenkrollradius verändert werden. Dadurch kann die Geometrie an die Breite und die Einpresstiefe der Felge angepasst werden, um eine möglichst optimale Einstellung zu finden.
Die Hauptwirkung von weniger positiver Einpresstiefe ist schlechtes Lenkverhalten durch größere Einflüsse von äußeren Kräften auf die Lenkung. Das kann zu Instabiltäten bei hohen Geschwindigkeiten führen. Das kann z.T. durch Einstellung der Spur der Vorderräder näher an 0° ausgeglichen werden, aber in den meisten Fällen ist es nicht angeraten eine Felge zu verwenden, die den Lenkrollradius des Fahrzeugs verändert. Dies kann auch zu Problemen mit der Schadensregulierung der Versicherung bei Unfällen führen, wenn die Kombination aus Reifen und Felgen nicht von einer Prüfstelle abgenommen wurde.
Alle frühen Automobile hatten einen positiven Lenkrollradius. Die Lenkung war daher verschleißanfällig und empfindlich gegen Bodenunebenheiten. Die Lenkachse stand fast senkrecht zum Untergrund und die Speichen, später auch noch die Bremstrommeln belegten den Bauraum, den der Achsschenkelbolzen für einen kleineren oder negativen Lenkrollradius hätte einnehmen müssen. Der Lenkrollradius ließ sich durch stärkere Spreizung und positiven Sturz verkleinern.
Bei einem Fahrzeug mit negativem Lenkrollradius soll beim Bremsen auf Fahrbahnen mit unterschiedlichen Reibbeiwerten ein Radeinschlag durch die Bremskraft zur schwächer gebremsten Seite bewirkt werden. Dies wirkt dem destabilisierenden Giermoment durch die Bremskraftunterschiede entgegen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lenkrollradius
Eine Illustration gibt es hier: http://www.miata.net/garage/offset.htm
3 & 4) Abmessungen von Rädern
Die Felgenabmessungen werden an der Innenseite des Felgenhorns gemessen, nicht an den Außenkanten der Felge. Diese Bild veranschaulicht dies:
Felgenabmessungen werde so gut wie immer in Zoll gemessen. Die Bezeichnungen sind so gut wie immer "Breite x Durchmesser", aber es gibt weitere Konventionen und Abkürzungen bei den Bezeichnungen. Hier ist ein Beispiel:
Beispiel für eine Felgenbezeichnung: 7Jx13 H2 ET15, 5x100
Diese Abkürzungen bedeuten:
- 7 - Breite in Zoll
- J - Form des Felgenhorns (andere: H, P, K, JK, JJ usw.) um z.B. die Wuchtgewichte zu bestimmen
- x - Einteilige Tiefbettfelge (normaleweise als "mal" ausgesprochen, aber eigentlich ist das ein Buchstabe "x")
- '-' statt des 'x' kennzeichnet eine Flachbettfelge
- 13 - Durchmesser in Zoll
- H2 - Hump in diesem Fall beidseitig (2) (verhindert das Reifenabrutschen ins Tiefbett bei Kurvenfahrt)
- 'H' ist die spezielle Form des Horns
- ET15 - Einpresstiefe, hier 15mm positiv. Negative Werte werden z.B. als "ET-15" angegeben
- 5x100 - Anzahl der Bolzenlöcher und Durchmesser des Lochkreises in Millimeter, der durch die Mitte der Befestigungslöcher verläuft
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Autofelge#Ma%C3%9Fangaben
5) Lochkreis
Der Lockreis bezeichnet den Durchmesser des Kreises, welcher durch die Mitte der Bolzenlöcher verläuft. Der Mini hat einen Lockkreis von 4x4". Die erste Zahl gibt die Anzahl der Bolzenlöcher an, hier also vier. Die zweite Zahl ist der Durchmesser des Kreises, hier also 4 Zoll = 101,6mm.
An vielen anderen Fahrzeugen sind 4,5" oder 100mm gebräuchlich. Auch wenn der Unterschied von 100mm zu den 101,6mm am Mini nicht groß erscheint sollte man keinesfalls Felgen mit einem 100mm Lochkreis am Mini verwenden. Das würde die Stehbolzen überlasten und könnte zum Bruch führen. Bitte immer bedenken, dass man nicht nur sein Leben, sondern auch das anderer gefährdet.
Einige Bilder hier stammen von der Seite der mini-bande Stuttgart, die verschwunden zu sein scheint.