Unter dem Ventilspiel bezeichnet man allgemein das Spiel, bzw. den Abstand
zwischen dem Kipphebel und der Ventilschaftendfläche des jeweiligen Ventils
(s. Pos.1).
Das Ventilspiel ist deshalb wichtig um zu gewährleisten, dass die Ventile bei voll erwärmtem Motor zu 100% schließen können, da sich die einzelnen Bauteile unter Wärme ausdehnen. Ist das Ventilspiel zu klein oder gar nicht vorhanden, führt dies dazu, dass das Ventil bei laufendem Motor nicht mehr zu 100% schließen kann, und somit der Motor keine Kompression, sowie keine Leistung mehr hat.
Deshalb sollte das Ventilspiel IMMER bei voll abgekühltem Motor gemessen & eingestellt werden. Gemessen sollte jede 10.000 Km mit einer Fühlerlehre der Dicke 0,3mm / 0,012’’. Dies ist der Standardwert für die Std. Kipphebel & Nockenwelle. Bei Hochhubkipphebelwellen, anderen Nockenwellen etc. gelten z.T. höhere Werte. Durch zunehmenden Verschleiß am Kipphebel, Ventil, Kugelkopf, Stößelstange, Stößelbecher und der Nockenwelle nimmt das Ventilspiel meist erfahrungsgemäß zu. Dies führt dann dazu, dass der Motor anfängt zu „klappern“.
Um das Ventilspiel einzustellen wird wie folgt vorgegangen:
1. Ventildeckel vom Zylinderkopf abnehmen
—> nun sind die Kipphebel frei zugänglich
steht man nun vor dem Motor, so werden
die Ventile wie folgt nummeriert:
Ventil Nr.1 fortlaufend ausgehend von rechts nach links.
Kupplungsseite 8 7 6 5 4 3 2 1 Kühlerseite
_______________
Kühlergrill / Front
2. Um das Ventilspiel nun zu messen, muss das jeweilige Ventil voll geschlossen sein, sprich der Kipphebel darf nicht auf das Ventil drücken. Um dies zu erreichen muss der Motor auf die jeweilige Position von Hand gedreht werden.
Tipp: in allen Fällen lässt sich der Motor leichter durchdrehen wenn alle Zündkerzen draußen sind. Im Brennraum herrscht nun kein Druck mehr, der beim Durchdrehen überwunden werden muss.
Der Motor kann über die Riemenscheibe der Kurbelwelle oder über die Riemenscheibe der Lichtmaschine, mithilfe des Keilriemens gedreht werden. Rutscht hierbei der Keilriemen durch, einfach den Riemen von Hand nachspannen.
Ebenfalls kann der Motor durchgedreht werden, indem man das Fahrzeug vorne anhebt, den 4. Gang einlegt, ein Rad blockiert und am anderen in Fahrtrichtung dreht.
Dritte Methode wäre, den Wagen mit eingelegtem 4. Gang und wie erwähnt ohne Zündkerzen zu schieben/ziehen, auch so kommen die Ventile in die richtige Position.
3. Damit das Ventilspiel gemessen werden kann, muss folgendes Schema beachtet werden: Man schreibt sich nun die jeweiligen Ventile in der richtigen Reihenfolge auf und zieht eine imaginäre Linie direkt in der Mitte, sprich man spiegelt die Ansicht :
8 7 6 5 | 4 3 2 1
Man dreht den Motor nun solange durch, bis der Kipphebel das Ventil Nr.1 komplett nach unten drückt, sprich das Ventil voll geöffnet ist, so kann das entgegen gesetzte Ventil überprüft werden. Spiegelt man das Ventil Nr.1 also in der Mitte, so kann also Ventil Nr.8 gemessen werden. Wäre z.B. Ventil Nr. 3 voll geöffnet, so kann Ventil Nr. 6 gemessen werden, ist Ventil Nr. 5 geöffnet, so kann Ventil Nr. 4 gemessen werden , usw.
Als Überprüfung kann hierbei auch die Regel der Summe 9 angewendet werden: Die beiden korrespondierenden Ventile müssen in der Summe immer die Zahl 9 ergeben
—> Ventil 1 + Ventil 8 = 9 , Ventil 3 + Ventil 6 = 9 , usw…
Ventil Nr.1 ist voll geöffnet, somit kann Ventil Nr.8 gemessen werden.
4. Der Abstand zwischen dem Kipphebel und dem Ventil kann nun mit der Fühlerlehre der Dicke 0,3mm ausgetastet werden. Hierbei sollte die Fühlerlehre saugend hineinpassen, d.h. sie kann mit leichtem Widerstand hindurchgeschoben werden. Geht die Lehre zu leicht (ohne jeglichen Widerstand) oder gar nicht hinein, so muss das Spiel eingestellt werden!
Tipp: Die Fühlerlehre seitlich einschieben, um ein „reindrücken“ zu vermeiden.
—> bei rollengelagerten Kipphebeln die Messung ausschließlich so durchführen, da durch die Rollbewegung der Messwert verfälscht werden kann.
5. Um das Spiel einzustellen wird die Kontermutter des Kipphebels mit einem 1/2’’ Schlüssel gelöst.
Danach kann die Stellschraube mit einem Schlitz Schraubendreher verstellt werden, solange bis der Abstand mit der Fühlerlehre passt.
Ist die gewünschte Position erreicht, so kann die Kontermutter wieder angezogen werden. Wichtig hierbei: Die Stellschraube mit dem Schraubendreher festhalten, damit diese sich beim Anziehen der Kontermutter nicht verstellt.
Die Kontermutter handfest anziehen und danach nochmals mit der Fühlerlehre die Einstellung kontrollieren.
6. Wichtig ist nun das eingestellte Ventil auf dem Papier abzuhaken, damit der Überblick nicht verloren geht.
—> Nach diesem Schema dann alle Ventilspiele überprüfen und ggfs. Einstellen.
7. Sind alle Ventile eingestellt, so kann nun der Ventildeckel wieder aufgesetzt werden. Hierbei empfiehlt es sich eine neue Ventildeckel Dichtung zu verwenden.
Autor:
Adrian Burghard